Einstellungstest Polizei: Erfahrungen (Mann)

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Hallo zusammen!

Mein Name ist Jan und ich bin 19 Jahre alt. Nachdem ich mein Abitur in der Tasche hatte, habe ich mich für den Einstellungstermin im darauffolgenden Februar bei der hessischen Polizei beworben. Und im Folgenden möchte ich Euch von meinen Erfahrungen beim Einstellungstest erzählen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Tipp für Euch dabei und ich kann Euch Eure Nervosität ein bisschen nehmen.

Dass ich mich nicht schon früher beworben habe, um das Studium gleich nach dem Abi im September zu beginnen, hatte übrigens zwei Gründe. Zum einen wollte ich die Zeit nutzen, um an den Beratungsterminen teilzunehmen. Und das kann ich Euch auch nur wärmstens empfehlen! Bei den Beratungsterminen könnt Ihr Euch ausführlich über die Polizei, die Bewerbung und das Eignungsauswahlverfahren informieren. Ihr bekommt wirklich viele nützliche Infos und jede Menge Tipps, vor allem auch für die Vorbereitung. Natürlich könnt Ihr Eure Fragen ebenfalls loswerden. Außerdem könnt Ihr einen Probe-Sporttest machen. So wisst Ihr dann ganz genau, was auf Euch zukommt. Die Beratungstermine finden mehrmals pro Monat statt. Anmelden könnt Ihr Euch über die Internetseite der hessischen Polizei.

➔ Polizei Eignungstest Übungsaufgaben für den Ernstfall

Der zweite Grund war, dass ich mich nicht direkt nach dem Abi gleich wieder auf die nächste große “Prüfung” vorbereiten wollte. Ich wollte es halt ein bisschen ruhiger angehen und auch mal in Urlaub fahren J

Jedenfalls hatte ich meine Bewerbungsunterlagen zum zweiten Beratungstermin mitgenommen. Der Einstellungsberater hatte sie durchgeschaut und, weil sie komplett waren, gleich nach Wiesbaden weitergeleitet. Ein paar Wochen später lag dann tatsächlich die Einladung zum Eignungsauswahlverfahren im Briefkasten!

Der Test findet an der Polizeiakademie in Wiesbaden statt und dauert zwei Tage. Bewerber, die von weiter weg kommen, können vor Ort übernachten. Soweit ich weiß, teilen sich immer zwei Bewerber ein Zimmer. Ich habe die Übernachtungsmöglichkeit aber nicht genutzt, weil ich gleich um die Ecke wohne.

Der erste Testtag begann kurz nach 7:00 Uhr, Treffpunkt war vor dem Prüfungsgebäude. Hier begegnete ich dann auch zum ersten Mal meinen Mitbewerbern. Wir waren eine Gruppe aus 21 Teilnehmern und ich glaube, jeder von uns war ganz schön nervös. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Prüfungsraum, wo uns schon ein Polizeibeamter erwartete. Er wies uns unsere Plätze zu, beschrieb kurz den Tagesablauf und erklärte den jetzt folgenden Test. Dann ging es auch schon los.

Den Anfang machte ein Konzentrationstest, bei dem es darum ging, Bildern in einer Reihe entweder eine 0 oder eine 1 zuzuordnen. Als nächstes stand ein Lückendiktat auf dem Programm. Dafür wurde über Kopfhörer ein Text vorgelesen und wir mussten die fehlenden Wörter in die Lücken schreiben. Mehr als vier Lücken pro Textabschnitt waren es aber nicht und die Wörter waren auch keine exotischen Fremdwörter, sondern ganz normale Begriffe aus dem alltäglichen Sprachgebrauch. Außerdem könnt Ihr Euch den jeweiligen Textabschnitt bis zu dreimal anhören. Das Diktat ist also wirklich machbar. Danach folgte ein zweiter Konzentrationstest. Er lief im Prinzip genauso ab wie der erste Konzentrationstest. Allerdings verschwanden hier die Bilder nach einiger Zeit.

Die drei nächsten Testabschnitte waren ein Sprachverständnistest, ein Rechentest und ein Test zum räumlichen Denkvermögen. Hier kamen Aufgaben wie Sprachanalogien, Oberbegriffe, Grundrechenarten, Zahlen- und Figurenreihen, Würfelaufgaben und Bildanalogien dran. Es waren also die Aufgaben, die in den gängigen Vorbereitungsmaterialien zu finden sind. Da ich mich gut auf den Test vorbereitet hatte, fand ich die Aufgaben selbst nicht allzu schwer. Für mich war die Zeit die größere Herausforderung. Ich wusste zwar, dass die Zeit extra knapp bemessen ist, damit eine Stresssituation entsteht. Trotzdem wurde ich zwischendurch ganz schön unsicher. Alles in allem ist der PC-Test mit einer vernünftigen Vorbereitung aber zu schaffen!

Ich war kurz vor 10:00 Uhr fertig. Danach hieß es warten. Aus den Gesprächen mit den anderen Bewerbern weiß ich, dass wir alle nicht so richtig einschätzen konnten, wie wir wohl abgeschnitten hatten. Um 10:30 Uhr rief uns der Polizeibeamte wieder in den Prüfungsraum und las die Namen der Bewerber vor, die den PC-Test bestanden hatten. Ich war ganz schön erleichtert, dass mein Name dabei war! Für sechs Mistreiter war das Eignungsauswahlverfahren an dieser Stelle leider beendet. Wir waren also nur noch 15. Und für uns 15 ging es direkt mit dem Sporttest weiter. Deshalb sollten wir übrigens auch schon in Sportklamotten zum PC-Test erscheinen.

In der Sporthalle warteten zwei Polizeibeamte auf uns. Sie erklärten uns den Ablauf und teilten uns danach in zwei Gruppen auf. Nacheinander mussten wir den Achterlauf, das Bankdrücken, den Fünfer-Sprunglauf und den 500-Meter-Wendelauf meistern. Die Prüfer gaben uns dabei zwar Tipps und auch das gegenseitige Anfeuern sorgte für zusätzliche Motivation. Trotzdem hat man immer im Hinterkopf, dass man jede Disziplin bestehen muss. Mir persönlich hat sehr geholfen, dass ich schon einmal einen Probe-Sporttest gemacht hatte und deshalb die Prüfungssituation ein wenig kannte. Aufgeregt war ich aber trotzdem! Ich habe den Sporttest bestanden, ebenso wie elf meiner Mitstreiter. Drei Mitbewerber schieden leider aus.

Nach dem Sporttest hatten wir Mittagspause. Wir nutzten die Zeit, um zu duschen, uns umzuziehen und in der Kantine etwas zu essen. Kurz nach 14:00 Uhr ging es dann weiter. Wir wurden in drei Gruppen á vier Bewerber aufgeteilt.

Meine drei Mitbewerber und ich bekamen jeweils einen Text und ergänzende Infos. Das Thema bei uns drehte sich um die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Um uns in das Thema einzuarbeiten, hatten wir acht Minuten lang Zeit. Anschließend mussten wir uns auf die drei größten Probleme einigen, darüber diskutieren und Lösungsvorschläge ausarbeiten. Die Gruppendiskussion dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Mit uns im Raum saßen acht Prüfer, die uns die ganze Zeit über aufmerksam beobachteten.

Für die Gruppenaufgabe kann ich Euch raten, Euch aktiv am Gespräch zu beteiligen. Bringt Euch ein und sprecht ruhig auch mal Mitbewerber an, die vielleicht noch gar nichts gesagt haben. Ich hatte den Eindruck, das kommt gut an, weil es von kollegialem Verhalten zeugt. Aber achtet darauf, den anderen nicht ins Wort zu fallen. Versucht eine gute Mischung aus Sprechen und Zuhören zu finden. Ich denke, damit fahrt Ihr am besten.

Ob wir alle die Gruppenaufgabe geschafft hatten, kann ich nicht sagen. Nachdem die drei Gruppen ihre Ergebnisse präsentiert hatten, trafen wir uns jedenfalls alle im Warteraum wieder. Und dann hieß es warten. Bei mir war es weit über eine Stunde, bis ich endlich zum Einzelinterview gerufen wurde. Mir kam diese Zeit wie eine Ewigkeit vor, was aber vermutlich daran lag, dass ich vor dem Einzelgespräch den größten Bammel hatte. Anders als auf die anderen Testteile konnte ich mich auf das Gespräch schließlich nur bedingt vorbereiten. Denn woher sollte ich auch wissen, was gefragt werden wird? Im Nachhinein war es aber halb so wild!

Geführt wurde das Gespräch von einer Polizistin in Uniform und einem Mann in ziviler Kleidung. Obwohl die beiden Prüfer einen Fragenkatalog abarbeiteten, war die Gesprächsatmosphäre wirklich sehr nett. Es kamen ein paar Fragen dran, mit denen ich gerechnet hatte. Das waren Fragen wie

  • Warum möchten Sie Polizist werden?
  • Wie stellen Sie sich den Alltag eines Polizisten vor?
  • Worin sehen Sie die größten Nachteile des Polizeiberufs?
  • Wie stehen Sie zum Gebrauch von Schusswaffen?
  • Wie heißt der Präsident der hessischen Polizei?
  • Mit welchem Abschluss schließen Sie Ihr Studium ab?

Dazu kamen dann noch ein paar Fragen, die sich auf mich ganz direkt und meine Motivation bezogen. Ich habe die Fragen offen und ehrlich beantwortet und mich so gegeben, wie ich halt bin. Ich glaube, das kam auch gut an. Jedenfalls war ich nach etwas über einer halben Stunde fertig. Bei anderen Bewerbern dauerte das Gespräch zum Teil deutlich länger.

Nach dem Einzelinterview ging es zurück in den Warteraum. Da wir uns inzwischen besser kannten und auch die Anspannung allmählich nachließ, kamen während der Wartezeit wirklich unterhaltsame Gespräche mit den Mitbewerbern zustande.

Gegen 16:30 Uhr war es dann endlich soweit. Ein Prüfer kam auf uns zu und rief acht Bewerber in einen Raum. Ich war einer von ihnen. In dem Raum saßen die Prüfer, die wir schon von der Gruppenaufgabe kannten. Einer der Beamten überbrachte uns die Botschaft, dass wir den Einstellungstest bis hierhin geschafft hatten. Wir bekamen eine vorläufige Direktzusage! Wenn bei der polizeiärztlichen Untersuchung nichts mehr schief laufen würde, könnten wir im Februar unser Studium beginnen. Wahnsinn – wir hatten es (fast) geschafft!

Klar waren wir happy und erleichtert! Aber wir waren auch ein wenig überrascht. Denn offensichtlich waren vier Mitstreiter an der mündlichen Prüfung gescheitert.

Jetzt folgte noch ein kurzes Gespräch. Dabei erfuhr ich meine Punktzahl und konnte meine beiden Wunschstandorte für das Studium angeben. Damit war der erste Prüfungstag beendet.

Der zweite Prüfungstag begann ebenfalls um 7:00 Uhr. Im Wartezimmer des polizeiärztlichen Dienstes musste ich erst mal einen Fragebogen zu Vorerkrankungen ausfüllen. Dann folgten jede Menge Untersuchungen: Ich wurde gemessen, gewogen und einmal von oben bis unten durchgecheckt. Hör- und Sehtests, ein Lungenfunktionstest und ein Belastungs-EKG standen ebenso auf dem Programm wie eine Urinprobe und eine Blutentnahme. Den Abschluss machte ein kurzes Gespräch mit einer sehr netten Ärztin. Da ich keine Vorerkrankungen habe, bekam ich keine weiteren Auflagen. Nach rund fünf Stunden war alles vorbei und ich konnte nach Hause. Alle weiteren Schritte würde ich in den nächsten Wochen per Post erfahren.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein paar Einblicke in das Eignungsauswahlverfahren geben. Ich würde als Fazit ziehen, dass der Einstellungstest zwar anspruchsvoll, mit einer guten Vorbereitung aber absolut machbar ist. Und falls es nicht klappt: Lasst den Kopf nicht hängen – sondern versucht es einfach noch mal!

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Jetzt wünsche ich Euch aber viel Erfolg! Vielleicht laufen wir uns ja mal als Kollegen über den Weg …

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