Der Ergometertest im Einstellungstest der Polizei

Aktualisiert am 28. März 2024 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 28. März 2024 von Ömer Bekar

Ergometertest Polizei

Der Ergometertest gehört zu den klassischen Bestandteilen im Auswahlverfahren der Polizei.

Neben Intelligenz und einem starken Charakter sind auch Fitness, körperliche Belastbarkeit und eine stabile Gesundheit sehr wichtig, wenn Sie Polizist:in werden wollen. Denn so spannend und vielseitig der Polizeiberuf ist, so anspruchsvoll ist er auch. Um herauszufinden, ob Bewerber:innen das notwendige Gesamtpaket mitbringen, führt die Polizei ein umfangreiches Auswahlverfahren durch. Ein Element davon ist meist auch ein Ergometertest.

Fit für den Sporttest?

Der Einstellungstest der Polizei setzt sich aus verschiedenen Abschnitten zusammen. Je nachdem, wo Sie am Eignungsauswahlverfahren teilnehmen, unterscheidet sich der Ablauf zwar etwas voneinander. Das liegt daran, dass die Polizei in Deutschland Ländersache ist. Deshalb bestimmen die einzelnen Landespolizeien und die Bundespolizei selbst darüber, wie sie ihre Bewerbungs- und Auswahlverfahren gestalten.

Doch insgesamt sind die Einstellungstests gut miteinander vergleichbar. Schließlich ist das Ziel dasselbe. Es geht immer darum, die Eignung für den Polizeiberuf festzustellen. Dazu beinhalten die Auswahlverfahren schriftliche und mündliche Testteile, eine Sportprüfung und eine polizeiärztliche Untersuchung.

Eine Komponente, die in praktisch jedem Einstellungstest enthalten ist, ist der Test auf dem Ergometer. Was es mit dem Ergometertest auf sich hat, schauen wir uns jetzt einmal genauer an.

Was ist ein Ergometer?

Der Ergometer ist ein Gerät, das einem Fahrrad oder einem Heimtrainer ähnelt. Der Unterschied zum klassischen Heimtrainer besteht aber darin, dass ein Ergometer die erbrachte Leistung in Watt und die umgesetzte Energie in Kilojoule anzeigt. Außerdem muss ein Ergometer gewisse Messtoleranzen einhalten.

Beim Test wird der Ergometer mit einem Blutdruckmessgerät und einem EKG-Gerät verbunden. Außerdem ziehen Sie eine Maske auf. Dadurch können die Herzaktivität, der Blutdruck, der Puls und die Atemgase fortlaufend gemessen werden.

Anstelle eines Radergometers könnte für den Test auch ein Laufband verwendet werden. Der Test auf dem Fahrradergometer ist aber die gängige Form.

Was überprüft der Ergometertest?

Die Medizin kennt verschiedene Verfahren, um einen Ergometertest durchzuführen. Die Unterschiede ergeben sich unter anderem aus der Anfangsbelastung in Watt, der Länge einer Belastungsstufe und der Gesamtdauer des Tests. Zu den beiden Testschemata, die am häufigsten angewendet werden, gehören aber das WHO-Schema und das BAL-Schema.

  • Das WHO-Schema beginnt mit einer Belastung von 25 Watt. Alle zwei Minuten wird die Belastung dann um 25 Watt erhöht. Das Testschema der Weltgesundheitsorganisation kommt in erster Linie in Arztpraxen und im Fitnessbereich zur Anwendung. Weil es weniger belastend ist, wird es hauptsächlich bei Personen eingesetzt, bei denen eine geringe Leistungsfähigkeit vermutet wird.
  • Das BAL-Schema beginnt mit einer Belastung von 50 Watt. Im Verlauf des Tests wird die Belastung alle drei Minuten um 50 Watt erhöht. Bei einer guten körperlichen Verfassung kann der Test nach dem Schema des Bundesausschusses Leistungssport aber auch mit einer höheren Belastung von beispielsweise 100 oder 150 Watt starten.
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Beim Ergometertest kommen verschiedene Aspekte zusammen. Im Vordergrund stehen die Ausdauer, die körperliche Belastbarkeit und die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems. Schwache elektrische Impulse bewirken, dass sich der Herzmuskel zusammenzieht und dadurch das Blut durch die Gefäße pumpt. Der Belastungstest zielt nun darauf ab, zu messen, wie sich die Spannung verändert, wenn Sie sich körperlich anstrengen. Dazu registrieren die Elektroden an Ihrem Oberkörper die Aktivität und zeichnen das Muster als EKG auf.

Der Ergometertest ermittelt aber nicht nur Ihre Ausdauer und Fitness. Er kann auch feststellen, wenn die Herz- und Kreislauffunktionen abweichen, zum Beispiel infolge von Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck.

Aerobe und anaerobe Ausdauer

Daneben überprüft der Ergometertest die Sauerstoffsättigung. In diesem Zusammenhang ist die sogenannte aerobe und anaerobe Ausdauer das entscheidende Stichwort. Die Ausdauer beschreibt die Fähigkeit, eine sportliche Aktivität trotz einsetzender Müdigkeit möglichst lange durchzuführen. Um diese Belastung zu bewältigen, braucht der Körper Energie. Ist genug Sauerstoff vorhanden, mit dem der Körper die Muskeln versorgen kann, liegt die aerobe Ausdauer vor.

Allerdings wird die Belastung irgendwann so groß, dass der verfügbare Sauerstoff den Energiebedarf nicht mehr deckt. Der Körper muss die Energie dann ohne Sauerstoff gewinnen. Die anaerobe Ausdauer beschreibt die Fähigkeit, dieses Sauerstoffdefizit einzugehen, um es später wieder auszugleichen.

Bei der aeroben und anaeroben Ausdauer geht es also um die Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff, um ihnen Energie bereitzustellen. Beide Formen der Ausdauer lassen Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit und die Kondition im Allgemeinen zu.

Wie läuft der Ergometertest bei der Polizei ab?

Prinzipiell ist der Ergometertest eine Sportübung. Beim Einstellungstest der Polizei gehört er aber üblicherweise zur polizeiärztlichen Untersuchung. Nur bei der Polizei Hamburg gehört er zum Sporttest. Wie es aussieht, wenn Sie den Ergometertest machen, können Sie sich in diesem Video anschauen.

Für den Test setzen Sie sich also auf den Fahrradergometer und treten in die Pedale. Zu Beginn ist die Belastung vergleichsweise gering, bei der Polizei starten Sie meist in einem Bereich von 125 Watt. Danach wird die Belastung alle zwei bis drei Minuten erhöht. Je nachdem, auf welche Dauer der Ergometertest ausgelegt ist, steigt die Belastung schrittweise um 25 oder 50 Watt.

Bevor eine Belastungsstufe endet, notiert der Polizeiarzt Ihren Blutdruck und Ihre Herzfrequenz. Stellt er später die aufgezeichneten Messwerte der Arbeitsleistung gegenüber, die Sie bei maximaler Belastung auf dem Fahrradergometer erzielt haben, kann er genau bestimmen, wie leistungsfähig Ihr Herz-Kreislauf-System ist. Sehr vereinfacht erklärt, ist es so:

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Je schneller und höher Ihr Puls und Ihr Blutdruck steigen, desto geringer ist Ihre Leistungsfähigkeit. Andersherum sind Sie umso leistungsfähiger und Ihre Kondition ist umso besser, je langsamer Ihr Puls und Ihr Blutdruck in die Höhe gehen.

Die Grenzwerte

Für den Ergometertest sind mehrere Grenzwerte festgelegt. Sie beziffern unter anderem den maximalen Pulsschlag und die Höhe des Blutdrucks. Als Puls ist meist der Wert von 170 festgelegt.

Der systolische Blutdruck (das ist der erste, höhere Wert) darf erst dann auf 200 klettern, wenn die Belastung bei 200 Watt minus Ihrem Lebensalter liegt. Sind Sie beispielsweise 25 Jahre alt, wäre das also bei einer Belastung von 175 Watt der Fall. Überschreiten Sie einen der Grenzwerte während des Tests, scheiden Sie aus. Sie gelten dann nämlich als polizeidienstuntauglich. Gleiches passiert, wenn Sie den Test vorher abbrechen müssen.

Ein anderer Wert bezieht sich auf die Belastungsgrenze. Normalerweise liegt die Herzfrequenz bei Ruhe zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Körperliche Anstrengung führt dazu, dass der Puls steigt. Je höher die Belastung ist, desto schneller schlägt das Herz.

Um Ihre körperliche Leistungsfähigkeit beurteilen zu können, ermittelt der Polizeiarzt Ihren individuellen Soll-Wert. Dazu zieht er Ihr Lebensalter von 220 Herzschlägen pro Minute ab. Diese Formel ist die gängige Formel bei einem Belastungs-EKG. Sind Sie zum Beispiel 25 Jahre alt, beträgt Ihr Soll-Wert 195. Beim Ergometertest wird die Belastung schrittweise erhöht, bis Ihre Belastungsgrenze erreicht ist.

Teilweise legen die Polizeien aber auch den sogenannten PWC-Test zugrunde. PWC steht für Physical Working Capacity. Dabei werden Sie zunächst gewogen. Anschließend wird die Mindestanforderung in Watt, die Sie erreichen müssen, nach folgender Formel berechnet:

(Körpergewicht x 2,1) – 20 %

Allerdings spielt hier auch wieder der Puls eine entscheidende Rolle. Denn die maximale Herzfrequenz ist festgelegt und wenn Sie über den Wert kommen, haben Sie den Ergometertest nicht bestanden.

Übrigens

Auch das BKA und die Bundeswehr führen einen Ergometertest durch. Dabei geht es aber weniger um medizinische Aspekte wie den Puls, den Blutdruck oder die Sauerstoffsättigung. Stattdessen konzentriert sich der Ergometertest als echte Sportübung auf die Ausdauer. So müssen Sie beim BKA eine Umdrehungszahl von mindestens 75 konstant zehn Minuten lang halten. Die Bundeswehr hingegen überprüft, wie lange Sie brauchen, um eine Strecke von drei Kilometern zurückzulegen.

Warum ist eine gute Vorbereitung auf den Ergometertest dringend zu empfehlen?

Vorweg sei gesagt, dass Sie den Ergometertest auf keinen Fall unterschätzen sollten. Selbst wenn Sie fit sind und viel Sport treiben, kann der Test auf dem Ergometer zum Stolperstein werden. Tatsächlich scheitern viele Bewerber:innen ausgerechnet an diesem Test.

Dabei ist es weniger die Belastung, die die Schwierigkeiten verursacht. Stattdessen wird ein zu hoher Puls zum Problem. Deshalb sollten Sie nicht nur für den Sporttest trainieren, sondern sich auch auf den Ergometertest vorbereiten.

Probieren Sie zuerst den Ablauf so aus, wie er beim Einstellungstest stattfindet.

Sie können sich bei Ihrem Einstellungsberater erkundigen, wie lange der Ergometertest im Auswahlverfahren dauert, wie lange welche Belastungsstufe anhält und welchen Puls Sie nicht überschreiten dürfen.

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Wenn Sie den Testablauf simulieren, können Sie abschätzen, wie sich Ihr Puls verhält. Dadurch haben Sie einen Anhaltspunkt für Ihr weiteres Training. Haben Sie einen Heimtrainer oder die Möglichkeit, einen Fahrradergometer im Fitnessstudio zu nutzen, können Sie den Ablauf optimal nachstellen. Ansonsten können Sie aber auch einfach Radfahren oder laufen und dabei Ihren Puls messen.

Wichtig ist, dass Sie früh genug mit dem Training beginnen. Denn in einer oder zwei Wochen werden Sie nichts erreichen. Je nach Trainingszustand sollten Sie für die Vorbereitung mindestens sechs bis acht Wochen einplanen.

Kombinieren Sie ein klassisches Ausdauertraining mit einem gezielten Belastungstraining.

Optimal ist, wenn Sie an drei bis vier Tagen pro Woche trainieren können, jeweils mit einem Tag Pause dazwischen. Beim Training selbst sollten Sie sich zunächst gut aufwärmen.

Anschließend können Sie eine Ausdauer-Einheit von etwa 45 Minuten absolvieren. Wählen Sie dabei ein lockeres Tempo und eine mäßige Intensität. Trainieren Sie auf einem Fahrradergometer, reichen 50 bis 75 Watt aus. Fahren Sie Fahrrad oder laufen Sie, sollten Sie die Belastung zwar spüren, sich aber noch problemlos unterhalten können.

Ihr Ausdauertraining sollten Sie um ein Intervalltraining ergänzen. Beim Intervalltraining steigern Sie die Belastung für drei bis fünf Minuten deutlich und legen danach eine zweiminütige Erholungsphase bei geringer Belastung ein. Dieses Intervall wiederholen Sie fünfmal hintereinander. Im weiteren Verlauf können Sie die Anzahl auf bis zu zehn Intervalle erhöhen.

Die Idee hinter einem Intervalltraining ist, dass sich der Körper nach einer Belastungsphase zwar kurzzeitig erholen kann, dabei aber nicht in den Ausgangszustand zurückkehrt. Gleichzeitig ist der Körper dazu gezwungen, sich ständig an die Tempowechsel anzupassen. Die Stresssituation, die durch den eintretenden Sauerstoffmangel entsteht, veranlasst den Körper dazu, den Stoffwechsel zu optimieren.

In der Folge kommt der Körper besser mit den Tempowechseln zurecht, erholt sich schneller und baut das Laktat im Blut zügiger ab. Allerdings macht ein Intervalltraining erst dann Sinn, wenn eine solide Ausdauer vorhanden ist. Steigen Sie also erst dann in ein Intervalltraining ein, wenn Sie über eine gute Kondition verfügen.

Trainieren Sie ein bis zweimal pro Woche gezielt den Ergometertest.

Simulieren Sie den Test in der gleichen Form, wie er im Auswahlverfahren der Polizei stattfindet. Wenn Sie möchten und fit sind, können Sie die Dauer der einzelnen Belastungsstufen auch etwas ausdehnen. Dadurch sind Sie so gut trainiert, dass Sie einen möglicherweise etwas höheren Puls beim Test, der der Aufregung geschuldet ist, locker kompensieren können.

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