Das Auswahlverfahren der Polizei setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen. Dazu gehören ein schriftlicher Teil mit verschiedenen Tests am PC und eine mündliche Prüfung mit Vorstellungsgespräch und manchmal Aufgaben aus dem Assessment-Center. Die polizeiärztliche Untersuchung und der Sporttest machen das Auswahlverfahren komplett.
Fit für den Sporttest?
Wie ein Computertest und ein Bewerbungsgespräch ablaufen, können Sie sich sicher vorstellen. Auch Untersuchungen beim Arzt dürften Sie kennen. Doch wie läuft ein Sporttest bei der Polizei ab? Damit Sie einen Eindruck bekommen, berichtet Thomas von seiner Sportprüfung. Thomas ist 19 Jahre alt und hat am Einstellungstest der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern teilgenommen.
„Für die Teilnahme am Einstellungstest hat mich die Polizei in die Fachhochschule nach Güstrow eingeladen. Der Einstellungstest begann um 7:30 Uhr. Wir waren eine Gruppe aus gut 20 Bewerbern. Den Anfang machte ein Diktat, danach folgte der Computertest.
Nach der Mittagspause ging es mit dem Sporttest weiter. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber nur noch zwölf Bewerber. Nachdem wir uns im Umkleideraum unsere Sportsachen angezogen hatten, trafen wir uns in der Sporthalle.
Die erste Übung war der Wendelauf.
Dafür waren zwei kleine Turnkästen aufgebaut. Sie standen zehn Meter weit auseinander. Ich stellte mich neben den ersten Kasten und legte meine Hand darauf ab. Auf Startkommando des Prüfers sprintete ich zum Kasten auf der gegenüberliegenden Seite, klatschte ihn mit der Hand ab und rannte zurück zum ersten Kasten. Auch hier berührte ich den Kasten wieder mit meiner Hand.
Das Ganze wiederholte ich noch einmal. Nachdem ich insgesamt viermal hin- und hergelaufen war, klatsche ich den ersten Kasten ein letztes Mal ab. Dann stoppte der Prüfer meine Zeit. Ich brauchte für die Übung knapp 10 Sekunden. Damit hatte ich die Anforderung erfüllt und mir die ersten zehn Punkte gesichert. Auch meine Mitbewerber bestanden alle den Wendelauf.
Als zweite Disziplin folgte der Dreierhopp.
Dafür war auf dem Hallenboden eine Absprunglinie markiert und daneben befand sich eine Art Maßband. Ich musste mich an die Startlinie stellen und aus der Schrittstellung heraus mit dem Absprungbein abspringen. Danach folgten zwei weitere Sprünge mit demselben Bein und dann die Landung auf beiden Beinen.
Ich hatte mich entschieden, mit dem rechten Bein zu beginnen, weil es mein stärkeres Bein ist und ich für mich Sicherheit gewinnen wollte. Deshalb war meine Schrittfolge Absprung mit rechts – rechts – rechts – beidbeinige Landung. Im Prinzip ist der Dreierhopp wie Hüpfen auf einem Bein. Nur geht es darum, eine möglichst weite Strecke zurückzulegen.
Nach der Landung maß der Prüfer den Abstand zwischen der Absprungstelle und der Stelle, an der ich nach dem dritten Sprung gelandet war. Ich hatte im ersten Versuch eine Strecke von 6,40 Metern geschafft. Mein zweiter Versuch mit dem rechten Bein war mit 6,90 Metern besser.
Danach wiederholte ich den Dreierhopp mit dem linken Bein. Auch hier hatte ich zwei Versuche. Beim ersten Versuch kam ich auf 6,20 Meter, der zweite Versuch war mit 5,70 Metern weniger geglückt.
Die beiden besseren Sprünge je Bein ergaben zusammen eine Weite von 13,10 Meter. Damit hatte ich die nächsten acht Punkte auf meinem Konto. Leider schieden zwei Mitbewerber nach dieser Übung aus. Ein Bewerber hatte den Dreiersprung falsch ausgeführt, eine Bewerberin die geforderte Mindestweite nicht geschafft.
Nach dem Dreierhopp waren Klimmzüge an der Reihe.
Für die Klimmzüge war ein Metallgestell in eine Sprossenwand eingehängt. Ich legte mich rücklings unter das Gestell, stellte meine Füße auf den Fersen ab, spannte den Körper an und griff die Stange. Der Prüfer gab mir das Startkommando und nun hatte ich 20 Sekunden Zeit, so viele Klimmzüge wie möglich auszuführen.
Dabei war eine Ausführung korrekt, wenn das Kinn beim Hochziehen über der Stange war und der Oberkörper danach wieder so weit abgesenkt wurde, dass die Arme fast durchgestreckt waren. Als Griff konnten wir zwischen dem Rist- und dem Kammgriff wählen. Ich entschied mich dafür, die Stange im Kammgriff, also von hinten nach vorne, zu umfassen. Denn so hatte ich auch zu Hause trainiert.
Nach 20 Sekunden war die Übung vorbei. Ich schaffte 22 Wiederholungen und sicherte mir so die nächsten zwölf Punkte. Aus unserer Gruppe schafften alle die geforderte Mindestanzahl.
Als vierte und letzte Übung wartete der Konditionstest.
Das ist ein Hindernislauf, für den in der Halle ein Parcours mit verschiedenen Stationen aufgebaut war. Ich stellte mich an der Startlinie auf. Nachdem mir der Prüfer das Startkommando gegeben hatte, lief ich zuerst um fünf Slalomstangen herum. Dann kam ich zu einem hohen Kasten, über den ich halb sprang und halb kletterte. Ich kann die Bewegung schlecht beschreiben. Mein Ziel war, einfach so schnell wie möglich über den Kasten zu kommen.
An der nächsten Station lagen zwei Turnmatten. Nach einer Rolle vorwärts und einer Rolle rückwärts standen zwei Kastenelemente bereit. Über das erste Element sprang ich drüber, durch das zweite Element musste ich durchtauchen. Dann folgten noch einmal drei Kastenelemente, über die ich springen musste. Die letzte Station war ein Stufenbarren, bei dem ich über beide Holme klettern musste.
Nach dem Überlaufen der Start-Ziellinie war die erste Runde geschafft und nun folgte das Ganze noch drei weitere Male. Denn insgesamt musste ich vier Runden durch den Parcours drehen.
Der Prüfer erklärte uns den Ablauf vor der Übung noch einmal. Ich hatte mir den Konditionstest aber schon bei der Vorbereitung angeschaut und eingeprägt. Außerdem waren die Stationen so angeordnet, dass die Laufwege selbsterklärend waren.
Für meinen Durchlauf brauchte ich 2:44 Minuten. Mein intensives Sporttraining der letzten Wochen hatte sich also zum Glück ausgezahlt! Eine Mitbewerberin schaffte den Konditionstest nicht und musste ihren Durchlauf abbrechen.
Ich habe beim Sporttest insgesamt 52 Punkte erreicht. Umgerechnet in Schulnoten entsprach dies einer 3. Für zwei Mitbewerber war das Auswahlverfahren nach dem Sporttest vorbei. Sie hatten zwar die Mindestanforderungen in den einzelnen Übungen geschafft, aber ihre Gesamtpunktzahl blieb unter der notwendigen Marke von 25.
Der Sporttest ist nicht ganz ohne, mit einer vernünftigen Vorbereitung aber zu schaffen.
Ich wusste, dass der Konditionstest die größte Herausforderung wird. Zudem zählt er für die Wertung doppelt. Deshalb habe ich in der Vorbereitung ein intensives Lauftraining absolviert und verschiedene Sprünge geübt. Auch die anderen Disziplinen, also der Wendelauf, der Dreierhopp und die Klimmzüge, lassen sich problemlos üben. Ich kann Euch nur raten, Euch gut auf den Sporttest vorzubereiten. Denn wenn Ihr eine Übung nicht schafft, seid Ihr raus.
Am nächsten Tag ging es dann mit der ärztlichen Untersuchung und einem Einzelgespräch mit Kurzvortrag weiter. Da ich alle Prüfungsteile bestanden hatte, habe ich es in die Rangliste geschafft. Nun heißt es abwarten und Daumen drücken, dass die Ranglistenplatzierung für eine Einstellung reicht.“