Nach Ihrer Bewerbung hat Sie die Polizei Bayern zur zweitägigen Eignungsprüfung nach München oder Nürnberg eingeladen? Dann haben Sie nun die Chance, zu zeigen, dass Sie der richtige Kandidat für einen Ausbildungsplatz im Polizeivollzugsdienst sind. Die Prüfung gliedert sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Dazu kommen ein Sporttest und eine ärztliche Untersuchung. So kann sich die Polizei ein umfassendes Bild von Ihnen machen und Ihre Eignung für eine Karriere als Polizistin bzw. Polizist bewerten.
Ob Schutzpolizei, Verkehrspolizei, Bereitschaftspolizei, Grenzpolizei, Kriminalpolizei, Reiterstaffel, Diensthundestaffel oder Spezialeinheiten wie das SEK: Bei der Polizei in Bayern stehen Ihnen viele verschiedene Wege offen. Doch bevor Sie so richtig durchstarten können, brauchen Sie erst einmal einen Ausbildungsplatz.
Mit Ihrer Bewerbung haben Sie den ersten Schritt dafür getan. Nun wartet mit dem Auswahlverfahren die nächste Herausforderung. Und ein wichtiger Bestandteil davon ist das Bewerbungsgespräch. Wir erklären, wie das Vorstellungsgespräch bei der Polizei in Bayern abläuft.
Das Auswahlverfahren der bayerischen Polizei im Überblick
Die Einstellungsprüfung der bayerischen Polizei verteilt sich auf zwei Tage. Sie umfasst einen schriftlichen Abschnitt, einen Sporttest, einen mündlichen Teil und eine ärztliche Untersuchung.
Die schriftliche Prüfung
Der schriftliche Prüfungsteil setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Den Anfang macht ein Sprachtest. Er dauert etwa 90 Minuten und überprüft Ihre Deutschkenntnisse. Dazu lösen Sie Aufgaben, die sich mit Rechtschreibung, Grammatik, Wortschatz und Textverständnis befassen. Die Übungen sind zum Teil Multiple-Choice-Aufgaben, zum Teil vervollständigen Sie aber auch Lückentexte.
Haben Sie den Sprachtest bestanden, geht es mit dem sogenannten Grundfähigkeitstest weiter. Diesen Test legen Sie am Computer ab. Ungefähr 50 Minuten lang lösen Sie dabei Aufgaben, die Ihr logisches Denkvermögen, Ihre Bearbeitungsschnelligkeit und Ihre Merkfähigkeit testen. Matheaufgaben, logische Schlussfolgerungen, das Einprägen von Symbolen oder das Erkennen von Mustern sind Beispiele für Aufgaben beim Grundfähigkeitstest.
Der Sporttest
Als Polizistin bzw. Polizist müssen Sie körperlich fit sein. Die bayerische Polizei erwartet zwar keine Spitzensportler, aber Sport sollte zu Ihrem Alltag gehören. Die Sportprüfung umfasst vier Disziplinen, nämlich Springen über eine Kleinbank, Bankdrücken, einen Pendellauf und den sogenannten Cooper-Test.
Bei den Übungen geht es also hauptsächlich um Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Kondition. Den Sporttest müssen Sie bestehen, die Note fließt aber nicht in das Endergebnis ein.
Die mündliche Prüfung
Im mündlichen Teil des Auswahlverfahrens steht zunächst eine Gruppendiskussion auf dem Programm. Zusammen mit vier bis acht Mitbewerbern diskutieren Sie etwa 45 Minuten lang über ein vorgegebenes Thema.
Das Thema beinhaltet ein bestimmtes Problem und das Ziel der Diskussion ist, gemeinsam eine Lösung für dieses Problem zu erarbeiten. Durch die Diskussionsrunde möchte die bayerische Polizei in erster Linie einen Eindruck von Ihren kommunikativen Fähigkeiten und Ihrer Bereitschaft, mit anderen in einem Team zusammenzuarbeiten, gewinnen.
Nach der Gruppendiskussion wird es Zeit für das Einzelgespräch. Auf das Vorstellungsgespräch, das Sie mit der Polizei in Bayern führen, kommen wir gleich noch zu sprechen.
Die ärztliche Untersuchung
Der Polizeidienst erfordert nicht nur Wissen, körperliche Fitness und einen starken Charakter. Stattdessen brauchen Sie auch eine gute Gesundheit, und das physisch wie psychisch. Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung stellt der Polizeiarzt deshalb fest, ob Sie aus medizinischer Sicht für den Polizeiberuf geeignet sind.
Die Untersuchung umfasst verschiedene Tests, die den ganzen Körper einbeziehen. Neben den Knochen und Muskeln gehören dazu auch die Organe, das Blut, Ihre Körpergröße, Ihr Gewicht sowie das Nervensystem und die Psyche. Maßgeblich für die Beurteilung Ihrer Tauglichkeit für den Polizeidienst ist die Vorschrift PDV 300.
Liegen bei Ihnen gesundheitliche Einschränkungen wie zum Beispiel eine Sehschwäche oder Heuschnupfen vor, können Sie in Absprache mit Ihrem Einstellungsberater auch schon vor Ihrer Teilnahme am Einstellungstest eine Bewertung durch den Polizeiarzt durchführen lassen. Sollte sich dabei herausstellen, dass Ihr Gesundheitszustand eine Einstellung als Polizeibeamter unmöglich macht, hat sich die Teilnahme am Auswahlverfahren erledigt.
Nach dem Auswahlverfahren
Haben Sie alle Abschnitte vom Einstellungstest erfolgreich durchlaufen, ermittelt die bayerische Polizei Ihre Gesamtnote. Anhand dieser Endnote werden Sie dann in eine Rangliste eingeordnet.
Ob Ihre Gesamtnote für eine Zusage ausreicht, hängt davon ab, wie viele Bewerber und wie viele Ausbildungsplätze es gibt. Denn bei den Einstellungen geht die Polizei die Rangliste von oben nach unten durch. Je weiter vorne Sie in der Rangliste stehen, desto größer sind somit auch die Chancen, dass Sie schon bald Ihre Karriere bei der Polizei in Bayern starten können.
Wie schon erwähnt, fließt die Note vom Sporttest nicht in die Gesamtnote ein. Wenn aber mehrere Bewerber die gleiche Gesamtnote erzielen, wird die Note vom Sporttest für die Platzierung in der Rangliste herangezogen.
Das Vorstellungsgespräch bei der Polizei in Bayern
Im Auswahlverfahren der Polizei in Bayern gehört das Vorstellungsgespräch zum mündlichen Prüfungsabschnitt. Das Auswahlgespräch dauert ungefähr 45 Minuten und wird als strukturiertes Interview durchgeführt. Neben dem persönlichen Kennenlernen stehen bei dem Gespräch Ihre Motivation, Ihre sozialen Kompetenzen und Ihre Belastbarkeit im Mittelpunkt.
Was ist ein strukturiertes Interview?
Das strukturierte Interview wird auch als standardisiertes Einzelgespräch bezeichnet. Das besondere Merkmal von dieser Form des Bewerbungsgesprächs ist die feste, klar definierte Struktur.
Anders als bei einem normalen Vorstellungsgespräch gibt es einen frei geführten Dialog, der Einfluss darauf hat, wie sich das Gespräch entwickelt. Stattdessen arbeiten die Prüfer mit einem Fragenkatalog, der vorgibt, wann sie welche Frage stellen.
Der Fragenkatalog wird auch Interview-Leitfaden genannt und beinhaltet Fragen, die eng auf den Polizeiberuf abgestimmt sind. Der Fokus liegt also auf Kompetenzen, Eigenschaften und Charakterzügen, die als Beamter im Polizeivollzugsdienst gefragt sind. Dass die Fragen gezielt auf den Beruf zugeschnitten sind, ist ein weiteres Merkmal von einem standardisierten Einzelgespräch.
Im strukturierten Interview steht nicht nur schon im Vorfeld fest, in welcher Reihenfolge die Prüfer welche Fragen stellen. Auch für die Bewertung Ihrer Antworten sind bestimmte Kriterien definiert. Meist gibt es eine Skala mit Noten oder Punkten.
Die Struktur bringt es mit sich, dass ein standardisiertes Einzelgespräch etwas steifer oder strenger wirkt als ein freies Gespräch. Auch dass sich die Prüfer dauernd Notizen machen, ist normal. Dafür ermöglicht ein Vorstellungsgespräch in dieser Form der Polizei in Bayern aber, das Gespräch objektiv zu bewerten und Ihr Ergebnis einzuordnen.
Welche Fragen stellt die Polizei in Bayern beim Vorstellungsgespräch?
Im Auswahlverfahren ist das Bewerbungsgespräch als sogenanntes multimodales Interview konzipiert. Multimodal meint, dass die Fragen im Katalog aus verschiedenen Kategorien stammen.
Einstieg und Ihre Selbstpräsentation
Zu Beginn des Gesprächs stellen sich die Prüfer kurz vor und sagen ein paar Worte zum Ablauf, der Dauer und der Gewichtung des Interviews auf die Gesamtnote. Etwas Smalltalk, der die Gesprächsatmosphäre auflockern soll, gibt es bei einem strukturierten Interview eher nicht. Stattdessen folgt auf die Vorstellung der Prüfer ziemlich direkt Ihre Selbstvorstellung.
Die Selbstpräsentation soll den Prüfern in drei bis fünf Minuten einen ersten Eindruck davon vermitteln, wer Sie sind, was Sie können und was Sie wollen. Erzählen Sie deshalb nicht Ihre ganze Lebensgeschichte und wiederholen Sie nicht einfach nur Ihren Lebenslauf. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihre wichtigsten Stationen, Kenntnisse und Eigenschaften und versuchen Sie, diese mit Ihrem Berufswunsch zu verknüpfen.
Fragen zur Motivation
Möglicherweise stellen die Prüfer ein paar Rückfragen zu Ihrer Selbstdarstellung. Danach folgen Fragen, die sich auf Ihre Motivation und Ihre beruflichen Pläne beziehen.
Solche Fragen sollen ermitteln, warum Sie sich für eine Laufbahn im Staatsdienst entschieden haben und wie ernst es Ihnen damit ist. Außerdem möchten die Prüfer herausfinden, ob Sie über die Aufgaben der Polizei Bescheid wissen, sich mit der Polizei als Arbeitgeber befasst haben und sich darüber im Klaren sind, welche Herausforderungen im Dienstalltag auf Sie zukommen.
Biografische Fragen
Die nächste Kategorie von Fragen beschäftigt sich mit Ihrem Werdegang. Biografische Fragen zielen in erster Linie auf Ihre persönlichen Eigenschaften sowie Ihre Stärken und Schwächen ab. Was zeichnet Sie als Mensch aus? Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt? Was haben Sie aus Ihren Erfahrungen gelernt? Warum ist Ihre Entwicklung so verlaufen? Was würden Sie heute anders machen und warum?
Im Prinzip sind Fragen zu Ihrer Biografie typische Fragen, die in Bewerbungsgesprächen gestellt werden. Geben Sie aber keine vermeintlich schlauen Musterantworten, die in Bewerbungsratgebern gerne empfohlen werden. Bleiben Sie stattdessen authentisch und konzentrieren Sie sich auf Ihre individuellen Eigenschaften. Damit punkten Sie weit besser.
Situative Fragen
Um Erkenntnisse über Ihre sozialen Kompetenzen zu gewinnen, setzt die Polizei in Bayern im Vorstellungsgespräch situative Fragen ein. Die Basis für eine situative Frage bildet eine erdachte Szene. Oft beschreibt die Szene eine Situation, die Ihnen so im Dienstalltag jederzeit begegnen könnte. Sie sollen sich in die Rolle eines Polizeibeamten hineinversetzen und schildern, wie Sie in der Situation reagieren, wie Sie sich verhalten oder wie Sie die Sachlage bewältigen würden.
Verhaltensbezogene Fragen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Allerdings geht es hier nicht um erdachte Szenen, sondern um echte Erfahrungen und Erlebnisse. Die Prüfer bitten Sie dazu, ein konkretes Beispiel zu nennen, wie Sie sich in einer bestimmten Situation verhalten haben. Dabei kann es beispielsweise um ein Gruppenprojekt in der Schule, einen Streit in Ihrem Freundeskreis oder eine Feier gehen, die Sie organisiert haben.
Stressfragen
Ihre Belastbarkeit kann die Polizei in Bayern durch sogenannte Stressfragen im Vorstellungsgespräch testen. Stressfragen sollen Sie in eine unangenehme Situation bringen und unter Druck setzen. Inhaltlich können sich solche Fragen auf Schwächen, Misserfolge oder schlechte Angewohnheiten beziehen. Eine andere Möglichkeit ist, dass Sie die Prüfer mit schwierigen Themen konfrontieren oder einfach Dinge abfragen, die Sie gar nicht wissen können.
Bei Stressfragen kommt es nicht so sehr darauf an, was Sie antworten. Entscheidend ist vor allem das Wie. Bleiben Sie also ruhig, denken Sie kurz nach und versuchen Sie, möglichst souverän eine plausible Antwort zu formulieren. Bei einem Einsatz müssen Sie schließlich auch einen kühlen Kopf bewahren.
Eigene Fragen
Haben die Prüfer alle Fragen aus der Liste gestellt, können Sie Ihre eigenen Fragen loswerden. Diese Möglichkeit sollten Sie auch nutzen. Denn durch eigene Fragen zeigen Sie auf, dass Sie sich vorbereitet haben und wirklich daran interessiert sind, Beamter im Polizeivollzugsdienst des Landes Bayern zu werden.
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