Polizei Einstellungstest: Meine Eindrücke als Frau

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Hallo!

Mein Name ist Laura und ich bin 18 Jahre alt. Mit einem guten Realschulabschluss in der Tasche habe ich mich für den mittleren Polizeivollzugsdienst bei der Polizei Baden-Württemberg beworben. Und jetzt möchte ich Euch gerne meine Eindrücke vom Auswahltest schildern.

Alles begann mit einem Termin bei meinem Einstellungsberater. Bei einem wirklich sehr netten Gespräch hat er mich über den Polizeiberuf, die Ausbildung und die Karrieremöglichkeiten informiert. Wie das Auswahlverfahren abläuft, hat er mir natürlich ebenfalls erklärt. Außerdem hat er mir die Bewerbungsunterlagen mitgegeben.

➔ Online Aufgaben für den Polizei Einstellungstest

Da ich mich für den Einstellungstermin im März des Folgejahres bewerben wollte, habe ich ziemlich zu Jahresbeginn das Deutsche Sportabzeichen gemacht. Denn beim Einstellungstest selbst wollte ich nicht auch noch die Sportprüfung ablegen. Sobald die Urkunde da war, waren meine Bewerbungsunterlagen komplett und ich habe sie Anfang April abgeschickt. Ungefähr vier Wochen später bekam ich die Eingangsbestätigung meiner Bewerbung. Und weitere vier Wochen später lag dann die Einladung zur Teilnahme am Auswahltest im Briefkasten. Ich sollte meinen Auswahltest in Lahr machen, der Termin war in gut in drei Wochen. Klar freute ich mich, aber ich war auch ganz schön aufgeregt!

Als der große Tag gekommen war, ging es um 7:30 Uhr los. Bewerber, die von weiter weg kommen, können übrigens schon am Vorabend anreisen und vor Ort übernachten. Ich habe diese Möglichkeit aber nicht genutzt, denn von mir zu Hause bis nach Lahr ist es nur ein Katzensprung. Jedenfalls waren wir eine Gruppe aus 16 Teilnehmern, elf Jungs und fünf Mädchen, und trafen uns in einer Art Aufenthaltsraum. Ein paar Minuten später stand auch schon ein Polizeibeamter in der Tür. Er stellte sich kurz vor, erklärte den Tagesablauf und sagte, dass er uns den ganzen Tag über begleiten würde. Direkt nach der Begrüßung ging es dann auch schon los.

Der erste Testteil ist ein Computer-Test. Wir wurden dazu in einen Raum geführt und an jedem Platz stand ein Namensschild. Nachdem wir alle unsere Plätze gefunden hatten, erklärte uns ein Prüfer den Ablauf: Der PC-Test würde aus drei Teilen bestehen, einem Sprachverständnistest, einem Diktat und einem Intelligenztest. Nach jedem Testabschnitt würde es eine kurze Pause geben, in der wir den Raum verlassen sollten. Die Bewerber, die einen Testabschnitt nicht bestanden hatten, würden direkt informiert. Für sie wäre der Auswahltest beendet.

Ihr müsst übrigens keine Angst haben, dass Ihr mit dem Test nicht zurechtkommt. Der Prüfer erklärt alles noch einmal, bevor ein Testabschnitt beginnt. Und auf dem Bildschirm steht alles, was Ihr wissen müsst. Dort läuft auch eine Uhr mit, so dass Ihr abschätzen könnt, wie weit Ihr seid.

Der erste Testabschnitt ist also der Sprachverständnistest. Dazu wurde ein Lückentext eingeblendet. Für jedes Wort, das in die jeweilige Lücke musste, standen drei Varianten zur Auswahl. Insgesamt hatte der Text 30 Lücken. Man muss die Fragen aber nicht der Reihe nach beantworten, sondern kann hin und her springen und die ausgewählten Antworten auch ändern. Wer alle Lücken ergänzt hat, klickt auf „Fertig“ und verlässt den Raum. Nach 15 Minuten ist die Zeit für diesen Testabschnitt abgelaufen.

Ich fand den Test nicht allzu schwierig. Bei einigen Wörtern war ich zwar unsicher, wie es richtig heißt, aber insgesamt war der Sprachverständnistest machbar. Ich kann Euch raten, bei Euren ersten Antworten zu bleiben. Denn mir ging es so, dass ich umso mehr ins Grübeln kam, je länger ich über eine Lösung nachdachte. Nach ein paar Minuten Wartezeit kam der Prüfer. Ein Junge hat den Sprachverständnistest leider nicht bestanden. Uns anderen bat der Prüfer zurück in den Prüfungsraum.

Der zweite Testabschnitt war der Rechtschreibungstest. Auch hier wurde wieder ein Lückentext eingeblendet. Über Kopfhörer wurde der Text, aufgeteilt in kleine Abschnitte, vorgelesen. Sobald die Computerstimme fertig war, konnte man die fehlenden Wörter über die Tastatur in die Lücken schreiben. Bei den Wörtern handelte es sich um die verschiedensten Wortarten, also mal Substantive, mal Adjektive, mal Verben und so weiter. Die Sätze waren ebenfalls unterschiedlich lang. Und pro Abschnitt mussten immer mindestens zwei Lücken aufgefüllt werden. Da man sich jeden Abschnitt bis zu dreimal vorlesen lassen konnte, war das aber halb so wild. Insgesamt waren es so um die 60 Wörter, die eingesetzt werden mussten.

Das Diktat dauerte 30 Minuten. Danach hieß es wieder warten. Aus unserer Gruppe hatten zwei Jungs und zwei Mädchen das Diktat nicht geschafft. Wir hatten dann ein paar Minuten Pause, in der wir etwas essen oder an die frische Luft gehen konnten. Nutzt die Zeit, um Euch zu sammeln! Denn für den nächsten Testabschnitt braucht Ihr Eure volle Konzentration.

Nach der kleinen Pause ging es also mit dem Intelligenztest weiter. Er dauert 90 Minuten lang. Wie bei den beiden vorhergehenden Testabschnitten erklärte der Prüfer den Testablauf und dann ging es los. Beim Intelligenztest kamen Aufgaben aus den Bereichen Sprache, Mathe und logisches Denken an die Reihe. Die Aufgaben waren jeweils zu Blöcken zusammengefasst. Im sprachlichen Bereich ging es beispielsweise um Schreibweisen von Wörtern, Sprichwörter und Wortanalogien. Die Aufgaben waren alle Multiple-Choice-Aufgaben, bei denen man die richtige Lösung anklicken musste. Der Matheteil beinhaltete Rechenaufgaben mit den Grundrechenarten, Bruchrechnen und Prozentrechnen. Hier musste man die Lösungen eintippen. Auf einem Schmierzettel konnte man aber seine Nebenrechnungen machen. Beim Logikteil musste man unter anderem Figurenreihen fortsetzen, Puzzleteile erkennen, Faltvorlagen zuordnen und Würfel drehen. Hier waren wieder Antwortmöglichkeiten zum Auswählen vorgegeben. 

Insgesamt waren es alles Aufgaben, die ich aus meiner Vorbereitung kannte und deshalb ganz gut lösen konnte. Der Zeitdruck war aber eine echte Herausforderung. Denn nach einer gewissen Bearbeitungszeit wurde ein Aufgabenblock einfach ausgeblendet und der nächste Aufgabenblock angezeigt. Nach dem Intelligenztest folgte wieder das gleiche Spiel: Auf das Testergebnis warten und hoffen, dass es geklappt hat. Bei uns sind zwei Jungs am Intelligenztest gescheitert.

Für drei Jungs und ein Mädchen ging es dann mit dem 3000-Meter-Lauf weiter. Meine anderen vier Mitstreiter und ich hatten das Deutsche Sportabzeichen schon gemacht und mussten deshalb an der Sportprüfung nicht mehr teilnehmen. Wir wurden stattdessen in die Mittagspause entlassen. Wir schauten uns zusammen das Gelände an und gönnten uns ein Mittagsessen in der Kantine.

Nach der Mittagpause trafen wir die anderen Mitbewerber wieder. Allerdings waren wir wieder zwei weniger, denn ein Junge und das Mädchen waren am Dauerlauf gescheitert. Die beiden Jungs konnten jetzt ihre Mittagspause machen, während für uns das Einzelgespräch anstand.

Für das Einzelgespräch holte mich der Prüfer ab und führte mich in einen Raum. Dort wartete noch ein zweiter Polizeibeamter. Er stellte sich kurz vor. Anschließend ging es mit einem Fragenkatalog weiter, den er Punkt für Punkt mit mir durchging. Neben den typischen Vorstellungsgesprächfragen (z.B. Warum wollen Sie Polizist werden? Was sind Ihre Stärken und was Ihre Schwächen?) waren auch Fragen dabei wie

  • Welche Rolle nehmen Sie ein, wenn Sie im Team arbeiten?
  • Wie würden Sie Ihre beste Freundin bei einer Verkehrskontrolle behandeln?
  • Haben Sie in Ihrem Umfeld schon einmal einen Streit geschlichtet? 
  • Angenommen, Sie werden zu einem Einsatz gerufen, weil ein betrunkener Mann in der Wohnung randaliert. In dieser Wohnung halten sich neben dem Mann und seiner Frau auch zwei Kinder auf. Wie würden Sie vorgehen?

Das Interview dauerte etwa 15 Minuten. Ich war zwar mächtig nervös, das Gespräch selbst fand ich aber nicht schlimm. Vermutlich empfindet hier jeder anders. Ich habe jedenfalls ehrlich geantwortet und mich so gegeben, wie ich bin. Ich denke, das kam gut an.

Nach dem Gespräch musste ich kurz im Flur warten. Dann wurde ich zum Abschlussgespräch hereingerufen. Dabei bekam ich erst ein Feedback und anschließend wurde mir meine Punktzahl mitgeteilt. Außerdem wurde ich zum erfolgreichen Bestehen des Auswahltests beglückwünscht! Ich hatte es also tatsächlich geschafft!!

Der Bewerber, der vor mir beim Einzelgespräch gewesen war, hatte ebenfalls bestanden. Was aus den anderen geworden ist, weiß ich leider nicht. Erleichtert, froh und auch ziemlich stolz machte ich mich jedenfalls auf den Heimweg.

Knapp fünf Wochen später lag die Einstellungszusage (unter Vorbehalt der polizeiärztlichen Untersuchung) im Briefkasten. In diesem Schreiben war auch angegeben, wann die Untersuchung stattfinden sollte.

Zwei weitere Wochen später war es soweit, die letzte Hürde stand an. Am Untersuchungstag wurde ich erst einmal in einen Raum geführt, in dem bereits drei andere Bewerber saßen. Einen von ihnen kannte ich schon vom Auswahltest. Ich bekam mehrere Formulare mit Fragen zu meinem Gesundheitszustand, die ich ausfüllen musste. Danach folgte ein Test nach dem anderen: Ich musste eine Urinprobe abgeben, wurde gemessen und gewogen und meine Zähne wurden begutachtet. Nach einem Seh- und einem Hörtest ging es zum Arzt. Er hörte meine Lungen ab, testete meine Reflexe und schaute sich meinen Bewegungsapparat an. Dazu musste ich mich gerade hinstellen, hinhocken, die Arme ausstrecken und verschiedene andere Bewegungen durchführen. Zum Schluss folgte das Belastungs-EKG mit Lungenfunktionstest. Dazu musste ich mich auf einen Fahrrad-Ergometer setzen und sechs Minuten lang strampeln. Die Geschwindigkeit erhöhte sich im Zwei-Minuten-Takt. Gleichzeitig musste ich in ein Lungenvolumengerät atmen.  

An dieser Stelle möchte ich Euch den Tipp geben, Euch gezielt auf den Ergometertest vorzubereiten. An Eurer Gesundheit könnt Ihr nicht viel ändern, aber speziell für diesen Test könnt Ihr trainieren. Und ich habe mir sagen lassen, dass selbst gesunde und sportlich aktive Bewerber recht oft am Ergometertest scheitern.

Nachdem alle Untersuchungen erledigt waren, musste ich noch einmal zum Arzt. Ihr könnt mir glauben, dass mir das Herz bis zum Hals schlug. Schließlich würde sich jetzt entscheiden, ob ich polizeidiensttauglich war. Und es ging gut! Der Arzt erklärte, dass er nichts feststellen konnte, was meiner Einstellung entgegenstehen würde. Eine Untersuchung beim Frauenarzt war die einzige Auflage, die ich noch erledigen musste.

Ich habe es also wirklich geschafft! Ich werde Polizistin! 

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Und Ihr könnt das auch! Bereitet Euch aber gut auf den Test vor. Einfach so, locker nebenbei werden Ihr den Test kaum schaffen. Nehmt Euch lieber genug Zeit für die Vorbereitung, löst Übungsaufgaben und trainiert für den Ergometertest. Dann wird es schon klappen. Ich drücke Euch jedenfalls die Daumen!

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