Die deutsche Sprache nimmt viel Raum im Einstellungstest der Polizei ein. Denn ein sicherer Umgang mit Deutsch in Wort und Schrift gehört zu den Grundvoraussetzungen als Polizist:in. Deshalb befassen sich zahlreiche Aufgaben mit Rechtschreibung, Grammatik, Wortschatz und Sprachverständnis. In vielen Auswahlverfahren schreiben Sie außerdem ein Diktat. Manchmal verfassen Sie aber auch einen Aufsatz.
➔ Wichtige Fragen für den Einstellungstest der Polizei
Auskünfte erteilen, Sachverhalte ermitteln, Zeugen befragen, Vorschriften erklären, Protokolle anfertigen, Anzeigen aufnehmen: Als Polizist:in gehört die Sprache zu Ihren wichtigsten Instrumenten. Dabei müssen Sie die gesprochene Sprache genauso gut und sicher beherrschen wie die geschriebene.
Der Deutschtest ist deshalb ein fester Bestandteil in jedem Einstellungstest. Doch in einigen Auswahlverfahren beinhaltet der Deutschtest nicht nur ein Diktat und Aufgaben zu Rechtschreibung, Grammatik, Wortschatz und Sprachverständnis. Stattdessen schreiben Sie auch einen Aufsatz.
Warum setzt die Polizei im Einstellungstest einen Aufsatz ein?
Zur Polizeiarbeit gehört nicht nur, auf Streife zu gehen und verschiedene Einsätze durchzuführen. Stattdessen macht die Büroarbeit am Schreibtisch einen großen Teil des Dienstalltags aus. So schreiben Sie zum Beispiel Berichte, nehmen Anzeigen auf, dokumentieren Zeugenaussagen oder verfassen Protokolle.
Deshalb reicht es nicht aus, wenn Sie die deutsche Sprache nur sprechen und verstehen. Stattdessen müssen Sie auch im Umgang mit der geschriebenen Sprache fit und sicher sein.
Schließlich müssen Sie sich zu einem bestimmten Thema Aussagen überlegen, Ihre Überlegungen in Worte fassen und zu Papier bringen. Anders als beim Diktat, bei dem die Rechtschreibkenntnisse im Vordergrund stehen, kann sich die Polizei durch einen Aufsatz auch einen Eindruck von Ihren Grammatikkenntnissen und Ihrem Ausdrucksvermögen verschaffen.
Wie wird der Aufsatz im Einstellungstest der Polizei geschrieben?
Nicht bei jeder Polizei schließt der schriftliche Prüfungsteil einen Aufsatz ein. In einigen Bundesländern schreiben Sie gar keinen Aufsatz. Hier sind die Fragen, die sich mit der deutschen Sprache befassen, in den Computertest integriert.
In anderen Bundesländern bildet der Deutschtest zwar einen eigenständigen Abschnitt. Aber er besteht aus einem Diktat, teilweise ergänzt durch Aufgaben zu Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz. In wieder anderen Bundesländern schreiben Sie einen Aufsatz, wenn Sie sich für den gehobenen oder den höheren Dienst beworben haben.
Doch wenn der Aufsatz zum Auswahlverfahren gehört, dann kommt er in verschiedenen Varianten vor. Die drei gängisten Formen dabei sind eine Erörterung, ein freier Text und ein Text mit vorgegebenen Schlüsselwörtern.
Der Aufsatz als Erörterung
Die Erörterung ist die häufigste Version für einen Aufsatz im Einstellungstest. Dabei wird Ihnen für die Erörterung ein Thema vorgegeben. Zu diesem Thema müssen Sie Argumente zusammentragen. Ihre Thesen arbeiten Sie mithilfe von Beispielen, Begründungen, Folgerungen und anderen Erläuterungen aus. Zum Schluss ziehen Sie ein Fazit.
Vom Aufbau her gliedert sich eine Erörterung in die Einleitung, den Hauptteil und den Schlussteil. Ihre Argumente können Sie trichterförmig anordnen. Trichterförmig heißt, dass Sie mit dem stärksten und wichtigsten Argument beginnen und im weiteren Verlauf die Behauptungen mit absteigender Wichtigkeit ausführen.
Eine andere Möglichkeit ist der umgekehrte Trichter. Hier fangen Sie mit einem weniger wichtigen Argument oder einem Detail an. Anschließend arbeiten Sie sich nach und nach zur stärksten These oder zum zentralen Aspekt vor.
Aus Ihrer Schulzeit werden Sie mit der Erörterung vermutlich noch vertraut sein. Allerdings gibt es ein paar typische Fehlerquellen. Damit Ihr Aufsatz möglichst gut bewertet wird, sollten Sie deshalb darauf achten, dass Ihnen diese Fehler nicht unterlaufen:
Versteifen Sie sich nicht auf eine dialektische Erörterung.
Wenn eine Erörterung gefordert ist, machen viele Bewerber:innen den Fehler, dass sie automatisch nach Pro- und Contra-Argumenten suchen. Doch nicht jedes Thema eignet sich für eine Abhandlung nach dem Schema: „Was spricht dafür, was dagegen?“
Lautet das vorgegebene Thema zum Beispiel „Warum sollten Eltern ihre Kinder ermutigen, Sport zu treiben?“, würde es keinen Sinn machen, über die Vor- und Nachteile von Sport zu schreiben. Stattdessen sollten Sie Argumente finden, die die Aussage, dass Eltern ihre Kinder zu Sport ermutigen sollten, unterstützen. In diesem Fall wäre also eine lineare Erörterung die richtige Wahl. Eine lineare Erörterung ist eine Erörterung, die nur einer Argumentationslinie folgt.
Lesen Sie sich die Aufgabenstellung deshalb genau durch und erfassen Sie das Thema. Auf dieser Basis können Sie entscheiden, ob Sie eine dialektische oder eine lineare Erörterung wählen.
Dazu gibt es eine Eselsbrücke: Wenn die Frage, die die Erörterung behandelt, mit Ja oder Nein beantwortet werden kann, eignet sich das Thema für eine Pro-Contra-Argumentation. Lautet die Frage zum Beispiel „Sollten Eltern ihre Kinder anspornen, Sport zu treiben?“, können Sie Argumente dafür und dagegen finden. Lässt sich die Frage aber, wie im Beispiel oben, nicht mit Ja oder Nein beantworten, sollten Sie eine lineare Erörterung schreiben.
Wiederholen Sie in der Einleitung nicht nur das Thema.
Die Einleitung soll den Leser darauf einstimmen, worum es geht. Ein typischer Fehler hier ist, dass in der Einleitung nur das Thema der Erörterung wiederholt wird. Welche Frage der Aufsatz behandelt, weiß der Leser aber bereits durch die Überschrift. Wichtig ist deshalb, dass Sie in der Einleitung bestimmte, für Ihren Text wichtige Aspekte aufgreifen und mit dem Thema in Zusammenhang bringen.
In unserem Beispiel könnten Sie kurz darauf eingehen, dass sich viele Kinder zu wenig bewegen oder inwiefern Kinder davon profitieren, wenn sie sich mit anderen sportlich messen.
Stellen Sie nicht nur bloße Behauptungen auf.
Es reicht nicht aus, wenn Sie nur Thesen anführen. Selbst wenn Ihre Aussagen schlüssig, plausibel und inhaltlich richtig sind. Eine gelungene Erörterung kennzeichnet sich dadurch, dass sie die Thesen nachvollziehbar erläutert.
Dabei können Sie Beispiele nennen oder Begründungen formulieren. Sie können auf Hintergründe hinweisen, Schlussfolgerungen ziehen oder Bewertungen vornehmen. Belassen Sie es aber auf keinen Fall nur bei reinen Behauptungen.
Der Aufsatz als freier Text
Nicht ganz so häufig wie die Erörterung, aber durchaus ebenfalls gängig ist ein Aufsatz, den Sie als freien Text verfassen können. Dabei wird Ihnen ein Thema vorgegeben, das sich häufig auf aktuelle Geschehnisse, den Polizeiberuf oder alltägliche Sachverhalte bezieht. Sie werden dann dazu aufgefordert, zu diesem Thema Stellung zu nehmen.
Bei einem freien Text müssen Sie zwar keine strenge, festgelegte Form einhalten. Aber Sie können auch nicht einfach irgendetwas zusammenschreiben. Damit Sie mit Ihrem Aufsatz punkten, sollten Sie auf folgendes achten:
Klare Gliederung
Auch wenn Sie einen freien Text schreiben, braucht Ihr Aufsatz eine klare Struktur. Achten Sie also darauf, dass Ihr Aufsatz dem grundlegenden Schema Einleitung – Hauptteil – Schlussteil folgt. Die drei Teile müssen zwar insgesamt eine Einheit ergeben und sich zu einem Text zusammenfügen. Trotzdem muss der Leser erkennen können, wann er welchen Teil liest.
Roter Faden
Damit der Leser Ihre Gedankengänge nachvollziehen kann und den Text als solchen versteht, sollten Sie sicherstellen, dass sich ein roter Faden durch Ihren Aufsatz zieht. Springen Sie also nicht wild hin und her, sondern ordnen Sie Ihre Aussagen und Ausführungen in einer logischen Reihenfolge an.
Versetzen Sie sich außerdem in die Lage des Lesers. Er kennt Ihre Überlegungen nicht. Stattdessen liest er nur das, was Sie aufgeschrieben haben. Überlegen Sie sich also, ob verständlich wird, was Sie ausdrücken wollen, wenn ein Außenstehender den Text vor sich hat.
Ehrlich bleiben, aber keine extreme Position einnehmen.
Im Einstellungstest werden Sie oft dazu aufgefordert, Ihren Standpunkt zu schildern. Dabei gilt grundsätzlich, dass Sie ehrlich bleiben und Ihre Meinung äußern sollten.
Denn zum einen wird es Ihnen nur schwer gelingen, Ihren Standpunkt überzeugend zu vermitteln, wenn Sie in Wirklichkeit ganz anderer Meinung sind. Zum anderen müssen Sie damit rechnen, dass Sie später, zum Beispiel im Vorstellungsgespräch oder bei einer Gruppenaufgabe, noch einmal mit einem ähnlichen Thema konfrontiert werden. Wenn Ihre Haltungen dann nicht zusammenpassen, wäre das sehr ungünstig.
Der Aufsatz als Text mit vorgegebenen Schlüsselwörtern
Eine weitere beliebte Aufsatzform beim Einstellungstest geht so: Sie werden dazu aufgefordert, einen Text zu verfassen. Für diesen Text werden Ihnen Schlüsselwörter vorgegeben, die Sie verwenden müssen. Dabei dürfen Sie die Wörter aber nur in der genannten Form einbauen. Wenn Sie die Begriffe verändern, indem Sie beispielsweise den Plural nehmen oder aus einem Substantiv ein Verb machen, gilt das nicht als ein Wort aus der Liste.
Erschwerend kommt oft noch dazu, dass in einem Satz immer nur ein vorgegebenes Wort auftauchen darf. Sie können somit Begriffe aus der Liste nicht in einer Aufzählung verarbeiten, auch wenn die Wörter thematisch zusammenpassen.
Durch einen Aufsatz in dieser Form kann die Polizei mehrere Aspekte prüfen. So kann sie zum einen Ihr Ausdrucksvermögen und Ihre Kreativität testen. Außerdem erhält sie einen Eindruck von Ihren Rechtschreib- und Grammatikkenntnissen. Zum anderen zeigt der Aufsatz, wie gut Sie Anweisungen einhalten und Regeln umsetzen können.
Insgesamt geht es bei dem Aufsatz mit Schlüsselwörtern weniger darum, dass Sie sich eine möglichst fantasievolle Geschichte ausdenken. Wichtiger ist, dass Sie einen sinnvollen Text verfassen, der logische Inhalte hat und grammatikalisch richtig ist. Außerdem zählt, dass Sie die Anweisungen umsetzen.
Halten Sie unbedingt die Regeln ein!
Wenn Sie den Aufsatz schreiben, gehen Sie am besten so vor:
- Lesen Sie sich die Aufgabenstellung sehr genau durch.
- Überlegen Sie sich dann, wie Sie die vorgegebenen Wörter in eine sinnvolle Geschichte einbauen können.
- Schreiben Sie anschließend Ihren Text auf.
- Nachdem Ihr Text fertig ist, sollten Sie genau prüfen, ob Sie die vorgegebenen Regeln auch wirklich eingehalten haben.
- Sie können zwar schon beim Schreiben versuchen, auf die Umsetzung der Vorgaben zu achten. Aber konzentrieren Sie sich nicht darauf!
- Für Ihren Aufsatz haben Sie nicht allzu viel Zeit. Deshalb ist besser, wenn Sie den Text erst einmal fertigstellen und ihn danach in der verbliebenen Restzeit aufmerksam überarbeiten.
- Achten Sie neben den Inhalten auch auf die Rechtschreibung und die Zeichensetzung. Enthält Ihr Text viele Fehler, verschenken Sie Punkte.
Viele Bewerber:innen scheitern an dieser Aufgabe, weil sie die Regeln nicht einhalten. Dazu ein Beispiel: Angenommen, als Schlüsselwörter wären unter anderem Hochzeitsfeier und Burg vorgegeben, wobei zwei Schlüsselwörter nicht in einem Satz auftauchen dürfen. Würden Sie nun „Die Hochzeitsfeier fand auf einer Burg statt.“ formulieren, wäre das ein Regelverstoß. Richtig wäre, wenn Sie zum Beispiel schreiben „Die Hochzeitsfeier sollte ein besonderes, unvergessliches Erlebnis werden. Deshalb wählte das Paar als Veranstaltungsort eine Burg.“
Ein anderes Beispiel: Angenommen, Sie sollen das Wort alkoholisiert verwenden. Dann dürfen Sie nicht schreiben „Die Polizei stoppte einen alkoholisierten Fahrer“. Richtig wäre stattdessen „Die Polizei stoppte einen Fahrer, der offensichtlich alkoholisiert war.“
So können Sie sich auf den Aufsatz vorbereiten
Natürlich wird von Ihnen keine literarische Meisterleistung erwartet. Schließlich möchten Sie nicht Journalist:in oder Schriftsteller:in werden, sondern Polizist:in. Auch der dienstliche Schriftverkehr ist sachlich und kommt auf den Punkt. Ein angemessenes Sprachniveau sollten Sie aber vorweisen können. Um sich auf den Aufsatz vorzubereiten, können Sie so vorgehen:
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- Schreiben Sie ein paar Probetexte. Denken Sie sich dazu eine beliebige Fragestellung aus und verfassen Sie einen Kurzaufsatz dazu. Um Ihre Rechtschreibung zu üben, sollten Sie beim Schreiben aber die Korrekturfunktion Ihres Textverarbeitungsprogramms ausschalten.
- Trainieren Sie die Prüfungssituation. Um den Aufsatz zu verfassen, haben Sie im Einstellungstest üblicherweise 45 bis 60 Minuten lang Zeit. Spielen Sie deshalb durch, wie lange Sie brauchen, um ein Thema zu erfassen, eine grobe Gliederung zu erstellen, den Text zu schreiben und ihn anschließend zu korrigieren.
- Lesen Sie. Ob Sie Zeitungsartikel, Zeitschriften, Bücher oder Online-Beiträge lesen, bleibt Ihrem Geschmack überlassen. Durch das Lesen entwickeln Sie ein Gespür für aussagekräftige Formulierungen. Außerdem lernen Sie, wie der Autor ein Thema behandelt. Nebenbei prägen Sie sich ein, wie Wörter geschrieben und wann welche Satzzeichen gesetzt werden.
- Informieren Sie sich in den Nachrichten über das aktuelle Geschehen und wichtige Ereignisse. Bedeutsame Geschehnisse und Fragestellungen aus der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft sind nämlich oft Thema von Aufsätzen im Einstellungstest.
- Überlegen Sie sich, was den Polizeiberuf ausmacht, was für den Polizeidienst wichtig ist und warum Sie gerne zur Polizei möchten. Auch Fragen rund um die Polizei sind nämlich beliebte Themen für Aufsätze.
Ansonsten sollten Sie sich nicht verrückt machen. Setzen Sie sich nicht zum Ziel, einen perfekten Aufsatz abzuliefern. Dadurch machen Sie sich selbst nur unnötig Druck. Schauen Sie sich das Thema an und verarbeiten Sie die Überlegungen, die Ihnen als Erste in den Sinn kommen. Damit fahren Sie am besten.