Wiener Test

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Der DeterminationstestDie Einstellungstests bei der Polizei fallen je nach Bundesland etwas unterschiedlich aus, sowohl was den Umfang als auch was den Schwierigkeitsgrad angeht. Allgemein gilt aber, dass die Tests immer mehrere Testabschnitte umfassen. So gibt es die mündlichen Testteile mit Rollenspielen, Gruppengesprächen und Einzelinterviews. Hinzu kommen der Sporttest und die polizeiärztliche Untersuchung. Außerdem gehören die schriftlichen Testteile dazu. Sie finden in aller Regel computergestützt statt. Dabei lassen sich die schriftlichen Tests in zwei große Gruppen einteilen.

Die erste Gruppe bilden die Wissenstests. Sie bestehen aus Fragen, durch die das Fachwissen und das Allgemeinwissen in Bereichen wie Sprache, Mathematik, Erdkunde, Politik oder Kultur geprüft werden. Die andere Gruppe bilden Tests, die zwar ebenfalls computergestützt durchgeführt werden, aber auf einem anderen Schema basieren. Diese Tests sind dem sogenannten Wiener Testsystem entnommen und zielen in erster Linie auf die Aufmerksamkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit ab.

Das Wiener Testsystem hat seine Wurzeln in der apparativen Diagnostik im Bereich der Psychologie. Geräte, durch die die Reaktionen auf verschiedene Reize gemessen werden können, sind ein sehr wichtiges Hilfsmittel, beispielsweise wenn es um Untersuchungen der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmung geht. Schon in den 1950er-Jahren wurde damit begonnen, solche Messgeräte zu entwickeln. Rund 30 Jahre später standen dann standardisierte Prüfplätze mit einem spezifischen Bedienpult für die Testteilnehmer und verschiedene Testverfahren zur Verfügung. Lange Zeit blieb das Wiener Testsystem auch das einzige Prüfverfahren, das professionell Anwendung fand. Inzwischen wurde das Testsystem weiter ausgearbeitet und um weitere Bestandteile erweitert, darunter beispielsweise multimediale Anwendungen oder Verknüpfungen mit dem Internet. Im Ergebnis sind heute mehr als 120 verschiedene Tests verfügbar, die in Bereichen wie der Neuro-, der Sport-, der Verkehrs- und der Personalpsychologie Anwendung finden. Wer schon einmal zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (kurz MPU) musste, wird dem Wiener Testsystem bereits begegnet sein, denn hier wird es in ähnlicher Form genutzt wie beim Einstellungstest bei der Polizei.

Der Prüfungsplatz beim Wiener Test

Normalerweise sitzt der Testteilnehmer beim Wissenstest vor einem herkömmlichen Computermonitor und hat eine ganz normale Computertastatur vor sich. Beim Wiener Test ist das ein wenig anders. Auch hier steht zwar ein Computerbildschirm am Prüfplatz. Die Computertastatur ist aber durch ein Bedienpult ersetzt. Auf diesem Bedienelement gibt es zehn schwarze Tasten, die nummeriert sind, und zusätzlich dazu mehrere Tasten in unterschiedlichen Farben. Außerdem sind zwei Fußpedale anschlossen. Nachdem der Testteilnehmer Platz genommen hat, erhält er meist Kopfhörer. Verständlicherweise wird der Testteilnehmer ein wenig verunsichert sein und sich mit dem Gerät erst einmal anfreunden müssen. Diese Verunsicherung ist aber völlig normal, schließlich ist die Apparatur Neuland. Zudem gehört der Umgang mit dieser neuen, ungewöhnten Situation zum Test. Es soll nämlich auch geprüft werden, wie gut sich der Testteilnehmer auf neue Situationen einstellen kann. Sorgen machen muss sich der Testteilnehmer aber nicht. Das Bedienpult sieht komplexer aus als es ist und es kommt nur sehr selten vor, dass mehrere Knöpfe und Pedale auf einmal gedrückt werden müssen.

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Der Ablauf des Wiener Tests

Der Wiener Test dauert insgesamt eine gute halbe Stunde lang. Ist er sehr umfangreich aufgebaut, kann er auch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Dabei setzt sich der Wiener Test aus mehreren Einzeltests zusammen. Typische Aufgaben, die gelöst werden müssen, sind folgende:

Der Reaktionstest

Beim Reaktionstest wird die Reaktionsgeschwindigkeit geprüft, als Eingabemedium dient das Bedienfeld. Der Test beginnt mit einer Einführung, bei der dem Testteilnehmer die Aufgabenstellung erklärt und in animitierter Form gezeigt wird. Daran schließt sich meist eine kurze Übungsphase an. Beim eigentlichen Test muss der Testteilnehmer dann einen bestimmten Knopf drücken, wenn ein vorgegebener Reiz auftaucht. Der Reiz kann beispielsweise darin bestehen, dass ein gelbes Feld aufleuchtet und gleichzeitig ein akustisches Signal zu hören ist. Immer dann, wenn der Reiz in der vorgegebenen Form erscheint, muss der Testteilnehmer so schnell wie möglich reagieren. Die Auswertung des Tests hängt von der Testform ab. So gibt es Tests, bei denen nur die richtigen Reaktionen erfasst und die Reaktionszeit daraus ermittelt wird. Bei anderen Tests werden alle Reaktionen festgehalten. Es wird also auch registriert, wie oft der Testteilnehmer falsch gedrückt hat.

Der Determinationstest

Beim Determinationstest stehen zum einen die Reaktionsgeschwindigkeit und zum anderen die Aufmerksamkeit auf dem Prüfstand. Der Testteilnehmer sieht auf seinem Bildschirm eine Anordnung, die den Tasten auf seinem Bedienpult entspricht. Zusätzlich gibt es zwei Felder, die die Fußpedale symbolisieren. Beim Test werden dem Testteilnehmer dann optische und akustische Signale vorgegeben. Die Aufgabe des Testteilnehmers besteht nun darin, so schnell wie möglich die dazugehörige Taste zu drücken. Die Anzeige auf dem Bildschirm sieht in etwa so aus:

Der Determinationstest

Leuchtet auf dem Bildschirm beispielsweise (wie in der Grafik abgebildet) ein rotes Farbfeld auf, muss der Testteilnehmer den entsprechenden Knopf auf seinem Bedienfeld drücken. Leuchtet das Feld für das rechte oder linke Fußpedal auf, muss der Testteilnehmer das jeweilige Fußpedal betätigen. Akustischen Signalen sind ebenfalls bestimmte Tasten zugeordnet. Die genaue Zuordnung erfährt der Testteilnehmer bei der erklärenden Einführung in den Test. In die Auswertung des Tests fließt ein, wie oft der Testteilnehmer richtig und wie oft er falsch gedrückt hat, bei wie vielen Reizen er nicht reagiert hat und wie lange seine Reaktionen jeweils gedauert haben.

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Der Gedächtnistest

Bei diesem Test steht die Merkfähigkeit auf dem Prüfstand. Der Testteilnehmer sieht für einen bestimmten Zeitraum ein Bild. Dieses Bild sollte er sich genau ansehen und dabei auch auf kleine Details achten. Anschließend werden verschiedene Gegenstände eingeblendet. Aufgabe des Testteilnehmers ist es nun, auszuwählen, welche der Gegenstände aus dem Bild stammen.

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Der Figurale Vergleichstest

Bei diesem Test geht es um die Konzentration, die Aufmerksamkeit und die Beobachtungsgabe. Der Testteilnehmer sieht am oberen Bildschirmrand mehrere Symbole oder abstrakte Figuren. Gleichzeitig wird am unteren Bildschirmrand für wenige Sekunden eine weitere Figur eingeblendet. Stimmt diese Figur mit einer der Symbole am oberen Bildschirand überein, muss der Testteilnehmer die grüne Taste auf seinem Bedienpult drücken. Gibt es keine Übereinstimmung, drückt der Testteilnehmer den roten Knopf. Um die Figuren miteinander abzugleichen, bleiben dem Testteilnehmer aber nur wenige Augenblicke, denn nach Ablauf der Präsentationszeit wird schon das nächste Symbol eingeblendet.

Der Linienverfolgungstest

Durch den Linienverfolgungstest wird die Orientierungsfähigkeit geprüft. Der Testteilnehmer sieht auf seinem Bildschirm ein Wirrwarr aus verschlungenen Linien. Gleichzeitig wird ihm eine bestimmte Linie genannt. Seine Aufgabe besteht nun darin, die genannte Linie nachzuvollziehen und herauszufinden, welcher Endpunkt zu der Linie gehört. Hat er seine Antwort eingegeben, wird das nächste Bild eingeblendet und die nächste Linie muss gesucht werden.

Der Verkehrsauffassungstest

Bei diesem Test geht es darum, wie schnell sich der Testteilnehmer einen Überblick verschaffen und den Straßenverkehr beobachten kann. Dafür wird ihm für einen kurzen Moment ein Bild angezeigt, auf dem eine Verkehrssituation zu sehen ist. Anschließend muss der Testteilnehmer eine Frage dazu beantworten, was er auf dem Bild gesehen hat. Dabei kann sich die Frage auf die Situation als solches beziehen oder nach einem bestimmten Gegenstand, der auf dem Bild zu sehen war, fragen. Für seine Antwort kann der Testteilnehmer aus mehreren vorgegebenen Möglichkeiten auswählen. Hat er seine Entscheidung getroffen, wird die nächste Verkehrssituation eingeblendet.

Die Vorbereitung auf den Wiener Test

Welche Aufgaben konkret gestellt werden, kann der Testteilnehmer natürlich nicht wissen. Zudem geht es beim Wiener Test nicht um Wissen und Können, das sich der Testteilnehmer angeeignet hat. Überprüft werden vielmehr Eigenschaften und hier insbesondere die Reaktionsgeschwindigkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Beobachtungsgabe. Andererseits basieren die Einzeltests beim Wiener Testsystem stets auf dem gleichen Schema. Deshalb gibt es durchaus Möglichkeiten, um sich auf den Wiener Test vorzubereiten. So kann der Testteilnehmer seine Merkfähigkeit trainieren, indem er beispielsweise Spiele wie Memory spielt.

Auch das Analysieren und Vergleichen von Figuren lässt sich gut üben. Hilfreich können zudem Rätsel sein, bei denen es gilt, versteckte Fehler zu finden. Solche Rätsel schulen die Beobachtungsgabe. Ratsam ist aber, sich bei den Übungen ein festes und dabei knapp bemessenes Zeitlimit zu setzen. Beim echten Test wird der Testteilnehmer nämlich auch nur sehr wenig Zeit haben. Aber: Der Testteilnehmer sollte sich auf keinen Fall verrückt machen! Der Wiener Test ist bei Weitem nicht so schlimm wie oft befürchtet. Wenn sich der Testteilnehmer konzentriert, wird er den Wiener Test bestimmt gut meistern!

Tipps zum Schluss

Der Wiener Test im Rahmen des Einstellungstests dauert oft nicht viel länger als eine halbe Stunde. Dies klingt nach wenig, zumal die anderen Testteile wie der Wissenstest oder der Sporttest deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Allerdings ist diese halbe Stunde sehr anstrengend, denn der Testteilnehmer muss sich die ganze Zeit über konzentrieren und sehr aufmerksam bleiben. Andererseits ist der Wiener Test gut zu bewältigen, wenn der Testteilnehmer folgende Hinweise und Tipps im Hinterkopf behält:

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1.) Beim Wiener Test wird ganz bewusst eine Situation geschaffen, die für den Testteilnehmer neu ist. Neben den ungewohnten Gerätschaften muss er zudem mit dem Zeitdruck zurechtkommen. Dies ist genau so auch beabsichtigt. Der Testteilnehmer sollte sich deshalb nicht verunsichern lassen. Stattdessen sollte er einmal tief durchatmen und sich dann konzentriert ans Werk machen. 2.) Um den Testteilnehmer unter Zeitdruck zu setzen und seinen Stresspegel zu erhöhen, ist der Wiener Test in aller Regel so umfangreich, dass es praktisch unmöglich ist, wirklich alle Aufgaben zu lösen. Dies ist allerdings einkalkuliert. Der Testteilnehmer muss sich also keine Sorgen machen, wenn er feststellt, dass er seine Zeit fast aufgebraucht, das Testende aber noch nicht erreicht hat. 3.) Es kann durchaus passieren, dass dem Testteilnehmer auffällt, dass er eben eine falsche Antwort gegeben hat. Das mag zwar ärgerlich sein. Trotzdem sollte der Testteilnehmer nicht darüber nachdenken, sondern die Antwort abhaken und sich auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Die Aufgabenfolgen beim Wiener Test sind sehr schnell und je länger der Testteilnehmer mit seinen Gedanken woanders ist, desto mehr Bilder oder Signale wird er verpassen. Außerdem macht es nichts, wenn sich der eine oder andere Fehler einschleicht. Es dürfte so gut wie keine Bewerber geben, die den Wiener Test fehlerfrei bestehen! 4.) Neben richtigen Lösungen werden beim Wiener Test auch Fehler und fehlende Antworten erfasst. Dabei wird eine fehlende Antwort letztlich genauso gewertet wie eine falsche Antwort. Ist sich der Testteilnehmer nicht sicher, sollte er raten. Vielleicht hat er ja Glück und wählt die richtige Lösung aus. Wenn nicht, ist das nicht weiter schlimm, denn ob der Bewerber falsch oder gar nicht antwortet, kommt meist aufs selbe hinaus. Aber zumindest einen Versuch ist es wert. 5.) Der Testteilnehmer sollte sich nicht wundern, wenn er die Aufgaben zum Ende hin als immer schwieriger empfindet. Zum einen nimmt der Schwierigkeitsgrad mitunter tatsächlich zu. Zum anderen lässt irgendwann die Konzentrationsfähigkeit einfach nach. Ein solches Empfinden ist also völlig normal.
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