Einstellungstest Polizei: Erfahrungsbericht eines DeutschtĂŒrken

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 17. August 2023 von Ömer Bekar

Hallo zusammen!

Mein Name ist Deniz und ich habe mich um einen Ausbildungsplatz bei der Hamburger Polizei (Laufbahnabschnitt I) beworben. Ich werde Euch berichten, wie der Einstellungstest ablief.

Erst erzĂ€hle ich Euch aber noch kurz, warum es ausgerechnet die Polizei Hamburg geworden ist. Als mein Bruder und ich noch ganz klein waren, sind meine Eltern von der TĂŒrkei nach Deutschland ausgewandert. Ich bin also in der TĂŒrkei geboren, aber in Deutschland aufgewachsen und war hier im Kindergarten und in der Schule. Die TĂŒrkei als Land kenne ich eigentlich nur von den Aufenthalten in den Sommerferien. Trotzdem bin ich mit beiden Kulturen groß geworden.

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Im Moment habe ich noch einen tĂŒrkischen Pass. Und das war auch der Grund, warum ich mich bei der Polizei Hamburg beworben habe. Denn in Hamburg ist die deutsche Staatsangehörigkeit keine Einstellungsvoraussetzung. Vielmehr können sich hier Bewerber aller NationalitĂ€ten bewerben und ihren Pass auch nach der Ausbildung behalten. Ich möchte zwar die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen. Aber falls das aus irgendwelchen GrĂŒnden nicht klappen sollte, kann ich meinen Berufswunsch in Hamburg dennoch verwirklichen. Davon abgesehen, ist Hamburg natĂŒrlich eine tolle Stadt! 

Ich habe also meine Bewerbungsunterlagen bei der Hamburger Polizei eingereicht. Einige Wochen spĂ€ter bekam ich die Einladung fĂŒr die Teilnahme am Auswahlverfahren. Bei den Bewerbungsunterlagen war ein Vordruck dabei gewesen, mit dem man sich fĂŒr eine Übernachtung vor Ort anmelden konnte. Da meine Anreise nach Hamburg fast fĂŒnf Stunden dauert, habe ich diese Möglichkeit gerne in Anspruch genommen. Die Übernachtung ist kostenfrei, nur um die Verpflegung muss man sich selbst kĂŒmmern.

Nachdem ich am Vorabend eingetroffen war, habe ich mir erst mal den ZimmerschlĂŒssel abgeholt. Zusammen mit dem ZimmerschlĂŒssel bekam ich einen Lageplan vom GelĂ€nde und ein paar weitere Infounterlagen. Neben mir haben noch zwei andere Jungs in der Unterkunft ĂŒbernachtet. So kamen gleich die ersten Kontakte zustande. Wir haben eine Weile gequatscht, sind dann aber recht frĂŒh schlafen gegangen. Schließlich lag ein wichtiger Tag vor uns.

Am nĂ€chsten Morgen ging es um 7:30 Uhr los. Treffpunkt war ein Warteraum und wir waren so um die 30 Bewerber. Kurz drauf kamen ein Polizist und eine Polizistin in den Raum. Sie begrĂŒĂŸten uns, stellten sich als Ansprechpartner fĂŒr diesen Tag vor und erklĂ€rten uns die weiteren AblĂ€ufe. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und dann begann auch schon der Einstellungstest.

Der erste Testbaustein ist ein Diktat. Wir wurden dazu in einen Raum gefĂŒhrt. In dem Raum befanden sich mehrere ArbeitsplĂ€tze und an jedem Arbeitsplatz stand ein Namensschild. Nachdem alle Bewerber ihren Platz gefunden hatten, folgte eine kurze Einweisung. Anschließend bekam jeder Bewerber einen PrĂŒfungsbogen, auf dem ein Text aufgedruckt war.

Das Diktat ist ein LĂŒckendiktat. Man muss also nicht den ganzen Text mitschreiben, sondern nur die LĂŒcken ergĂ€nzen. Insgesamt waren es so um die 60 LĂŒcken. Es kamen zwar auch ein paar schwierige Wörter und einige Fremdwörter dran, in erster Linie ging es aber darum, ob die Wörter groß oder klein und getrennt oder zusammen geschrieben werden. ZusĂ€tzlich dazu waren ein paar Stellen markiert, wo man entscheiden musste, ob dort ein Komma hingehört. Der Text wurde von einem TontrĂ€ger abgespielt und jeder Satz wurde zweimal vorgelesen. Nach etwa 45 Minuten war das Diktat vorbei.

Nach dem Diktat gingen wir zurĂŒck in den Warteraum. Eine halbe Stunde spĂ€ter kamen die PrĂŒfer und lasen die Namen der Bewerber vor, die das Diktat bestanden hatten. GlĂŒcklicherweise war mein Name dabei. Die erste HĂŒrde war also geschafft! FĂŒr sechs Mitstreiter war der Einstellungstest leider schon wieder beendet.

Als nĂ€chstes folgte der kognitive Leistungstest. Dazu wurden wir erneut in den PrĂŒfungsraum gefĂŒhrt, in dem wir schon das Diktat geschrieben hatten. Die PrĂŒfer erklĂ€rten uns den Ablauf und verteilten die Mappen mit den PrĂŒfungsbögen. Die verschiedenen Aufgabenblöcke enthielten Aufgaben aus den Bereichen Sprache, Mathe und Logik. Wort- und Grafikanalogien, Sprichwörter, Zahlen- und Figurenreihen, Puzzleteile zuordnen, WĂŒrfel drehen – es war eine bunte Mischung und von allem was dabei. Da ich mich mit BĂŒchern und online auf den Test vorbereitet hatte, kannte ich fast alle Aufgabentypen. Und beim Üben zu Hause hatte ich immer ganz gut abgeschnitten. Trotzdem fand ich den Test ziemlich schwierig. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Aufregung.

Nach dem Test mussten wir im Warteraum auf die Ergebnisse warten. Irgendwann kamen die PrĂŒfer und lasen wieder vor, wer bestanden hatte. Und ich gehörte dazu! Damit war also auch die zweite HĂŒrde erfolgreich genommen. Drei Mitbewerber hatten es leider nicht geschafft.  

Nach dem schriftlichen PrĂŒfungsteil hatten wir eine einstĂŒndige Mittagspause. Danach trafen wir uns wieder und gingen zusammen mit den beiden PrĂŒfern zur Sporthalle. Denn nun war der Sporttest an der Reihe. Wir hatten 15 Minuten Zeit, um uns aufzuwĂ€rmen.

Die erste Disziplin war dann der Wendelauf. DafĂŒr waren zwei KĂ€sten mit zehn Meter Abstand zueinander aufgebaut. Man musste die Strecke zwischen den KĂ€sten viermal durchlaufen und dabei bei jeder Wendung den jeweiligen Kasten berĂŒhren. Gemessen wurde die Zeit. Wer wollte, konnte den Wendelauf ein zweites Mal wiederholen. Da ich mit meiner Zeit sehr zufrieden war, habe ich es bei einem Versuch belassen.

Die zweite Disziplin war der Kasten-Bumerang-Test. Hier bestand das Übungsfeld aus einer Turnmatte, drei Kastenteilen an den Seiten und einem Markierungskegel in der Mitte. Man musste mit einer Rolle vorwĂ€rts starten, den Markierungskegel nach rechts umlaufen, ĂŒber den Kasten springen, durch den Kasten zurĂŒckkrabbeln, wieder den Markierungskegel umlaufen und das Ganze an den beiden anderen KĂ€sten wiederholen. Auch beim Kasten-Bumerang-Test wurde die Zeit gemessen. Ich lag ganz gut in der Zeit, auch wenn ich den Test im Vorbereitungstraining schon schneller geschafft hatte. Trotzdem habe ich auf einen zweiten Versuch verzichtet, weil ich mir meine KrĂ€fte fĂŒr den Cooper-Test aufheben wollte.

Der Cooper-Test bildete den Abschluss des Sporttests. Jeder von uns bekam ein Leibchen mit einer Nummer und dann hieß es, zwölf Minuten lang am StĂŒck laufen und dabei eine möglichst weite Strecke zurĂŒcklegen.

Wenn Ihr gezielt fĂŒr den Sporttest trainiert, ist er gut zu schaffen. Versucht aber, das Beste aus Euch herauszuholen. Denn Eure Ergebnisse werden in Punkte umgerechnet und fließen in das Endergebnis ein. Auf der Internetseite der Hamburger Polizei könnt Ihr nachlesen, welche Leistungen Ihr mindestens schaffen mĂŒsst. Dort gibt es auch ein Video, wo Ihr Euch den ganzen Sporttest anschauen könnt. Aus unserer Gruppe sind drei Bewerber ausgeschieden.

Nach dem Sporttest ging es erst einmal unter die Dusche und dann zurĂŒck in den Warteraum. Ich war ganz schön erstaunt, dass wir jetzt insgesamt nur noch zu zehnt waren. Heute frĂŒh waren wir ja noch 30! Jedenfalls wurden wir wieder in den PrĂŒfungsraum gerufen. Dort wurden uns unsere Testergebnisse mitgeteilt. Außerdem wurde uns erklĂ€rt, wie es nun weitergehen wĂŒrde. Wer wollte, konnte sich auch gleich einen Termin fĂŒr den zweiten PrĂŒfungstag aussuchen.

Am zweiten PrĂŒfungstag fand das VorstellungsgesprĂ€ch statt. Ich wartete wieder in dem Warteraum, den ich schon vom ersten Testtag kannte. Dort holte mich ein Polizist ab und fĂŒhrte mich in einen Raum, in dem ein zweiter Polizist wartete. Die beiden Beamten stellten sich als meine GesprĂ€chspartner vor. Nach dem ersten Testtag hatte ich einen Vordruck mitbekommen, auf dem stand, welche Unterlagen ich noch mitbringen sollte. Die Polizisten schauten zuerst kurz die Mappe durch. Anschließend wurde ich dazu aufgefordert, mich vorzustellen. Dabei sollte ich das erzĂ€hlen, was ich fĂŒr besonders wichtig halte. Ich habe also berichtet, wie ich aufgewachsen bin, wie ich mich selbst einschĂ€tze und warum ich schon immer Polizist werden wollte.

Ich hatte gedacht, mit der SelbstprĂ€sentation wĂ€re das VorstellungsgesprĂ€ch schon fast geschafft. Denn die PrĂŒfer hatten mich ziemlich lange erzĂ€hlen lassen und sich auch ein paar Notizen gemacht. Aber weit gefehlt! Sie nahmen nĂ€mlich jetzt erst einen Fragebogen zur Hand und stellten mir dann jede Menge Fragen. Bei einigen dieser Fragen ging es um persönliche Dinge, Kenntnisse und Charaktereigenschaften. Bei anderen Fragen musste ich mich in verschiedene Situationen hineinversetzen und erklĂ€ren, wie ich mich verhalten wĂŒrde. Bei wieder anderen Fragen musste ich berichten, ob ich bestimmte Dinge schon mal gemacht habe, beispielsweise jemandem geholfen oder eine Feier organisiert. Warum ich Polizist werden will und warum ich ausgerechnet zur Hamburger Polizei möchte, wurde ich natĂŒrlich auch gefragt. 

Das GesprĂ€ch dauerte sage und schreibe 90 Minuten! Aber die GesprĂ€chsatmosphĂ€re war sehr angenehm und die PrĂŒfer waren wirklich nett. Trotz der vielen Fragen hatte ich nicht das GefĂŒhl, in einem Verhör zu sitzen. Allerdings Ă€hnelten sich die Fragen teilweise, so dass ich manchmal den Eindruck hatte, mich dauernd zu wiederholen. Die Fragen selbst habe ich offen und ehrlich beantwortet. Ich habe nicht drĂŒber nachgedacht, was die PrĂŒfer vermutlich hören wollen, sondern spontan geantwortet. Und ich glaube, das kam gut an.

Nach dem EinzelgesprĂ€ch sollte ich im Warteraum warten. Nur ein paar Minuten spĂ€ter rief mich einer der PrĂŒfer wieder zurĂŒck in das GesprĂ€chszimmer. Hier bekam ich ein Feedback zu meinem GesprĂ€ch: Ich hatte bestanden!! Die PrĂŒfer gaben mir meine Mappe wieder, die ich bei meinem Einstellungsberater abgeben sollte. Dort bekam ich auch gleich einen Termin fĂŒr die polizeiĂ€rztliche Untersuchung. Außerdem gab er mir einen Vordruck mit, auf dem stand, welche Unterlagen ich zu der Untersuchung mitbringen musste. 

Bewerber, die sich fĂŒr einen Studienplatz bewerben, mĂŒssen noch ein Rollenspiel meistern. Da ich mich aber fĂŒr einen Ausbildungsplatz in der Laufbahngruppe I beworben hatte, blieb es fĂŒr mich an diesem Tag beim VorstellungsgesprĂ€ch. Das mit dem Rollenspiel weiß ich deshalb, weil ich im Warteraum eine Bewerberin getroffen habe, bei der das Rollenspiel wohl nicht so gut gelaufen war. Ihr war deshalb angeboten worden, ihre Bewerbung fĂŒr die Laufbahngruppe I fortzusetzen.

FĂŒr die polizeiĂ€rztliche Untersuchung reiste ich ein drittes Mal nach Hamburg. Dieses Mal ging es aber nicht zur Akademie, sondern in die Innenstadt. Die Untersuchung umfasste mehrere Tests. Dazu gehörten ein Seh-, ein Hör- und ein Lungenfunktionstest. Ich musste eine Urin- und eine Blutprobe abgeben und wurde grĂŒndlich untersucht. Außerdem stand ein Belastungs-EKG auf dem Fahrradergometer auf dem Programm. Nachdem alles geschafft war, folgte ein AbschlussgesprĂ€ch mit dem Polizeiarzt. Er ging die einzelnen Untersuchungsergebnisse und die Ă€rztlichen Befunde, die ich mitgebracht hatte, mit mir durch und kam zu dem Ergebnis: polizeidiensttauglich!

Jetzt fehlen nur noch die Ergebnisse vom Blut- und Urintest. Und wenn dort alles in Ordnung ist, kann ich schon bald meine Ausbildung bei der Hamburger Polizei beginnen!

Ach so, noch was: Falls Ihr Bedenken habt, weil Ihr auslĂ€ndische Wurzeln habt – braucht Ihr nicht! Die PrĂŒfer behandeln alle gleich und der Test ist fĂŒr alle Bewerber identisch. TatsĂ€chlich spielt es keine Rolle, wo Ihr herkommt. Was zĂ€hlt, sind ausschließlich Eure Leistungen beim Test.

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In diesem Sinne: Viel GlĂŒck!

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