„Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind dann soweit fertig.“ – Wenn einer der Prüfer diese Worte ausspricht, scheint das Einzelinterview überstanden. Doch noch ist es nicht vorbei! Gerade zum Schluss bieten sich noch genug Möglichkeiten für folgendenschwere Patzer – aber auch für Pluspunkte.
Die Atmosphäre war angenehm und die Prüfer waren lockerer drauf als Sie gedacht hatten. Die Fragen konnten Sie schlüssig beantworten, ohne großartig ins Stocken zu geraten. Und auch die eine oder andere eigene Frage konnten Sie loswerden. Insgesamt ist das Einzelinterview also ganz gut gelaufen. Aber gerade in der Phase nach dem eigentlichen Vorstellungsgespräch lauern noch einmal einige Stolpersteine. Denn der erste Eindruck ist zwar sehr wichtig. Doch der letzte Eindruck bleibt ganz genauso in Erinnerung. Lassen Sie sich also nicht dazu verleiten, auf den letzten Metern noch Fehler zu machen. Wie Sie das Einzelinterview souverän beenden, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.
➔ Wichtige Testfragen beim Einstellungstest der Polizei
Das Einzelgespräch ist ein strukturiertes Interview
Das Vorstellungsgespräch bei der Polizei wird in aller Regel als strukturiertes Interview durchgeführt. Strukturiertes Interview bedeutet, dass die Prüfer eine Liste mit Fragen vorbereitet haben, die sie nacheinander mit Ihnen abarbeiten. Dabei beginnt das Gespräch wie ein herkömmliches Vorstellungsgespräch. Nachdem Sie in den Raum gerufen wurden, folgt die Begrüßung und die Prüfer stellen sich kurz vor. Danach werden Sie dazu aufgefordert, etwas über sich zu erzählen. An Ihre Selbstpräsentation schließen sich die vorbereiteten Fragen an. Das Besondere an einem strukturierten Einzelinterview ist, dass allen Bewerbern exakt dieselben Fragen in genau der gleichen Reihenfolge gestellt werden. Die Prüfer machen sich auf einem Bewertungsformular Notizen und vermerken, wie sie Ihre Antworten bewerten. Die Bewertung erfolgt meist mit Punkten oder Noten. Durch die standardisierten Fragen und die festgelegten Bewertungsmuster kann das Gespräch objektiver beurteilt werden. Außerdem wird es möglich, die Ergebnisse gut miteinander zu vergleichen. Sind alle Fragen aus der Liste abgehakt, können Sie Ihre Fragen loswerden. Danach werden Ihnen die Prüfer sagen, wie es nun weitergeht. Je nachdem, bei welcher Polizei Sie am Auswahlverfahren teilnehmen, bedeutet das für Sie, dass Sie nun entweder kurz Pause haben und dann zur polizeiärztlichen Untersuchung müssen. Oder dass dieser Prüfungstag beendet ist und Sie nach Hause können.
6 Tipps für einen souveränen Abschluss des Gesprächs
Um das Gespräch zu beenden, wird einer der Prüfer erklären, dass alle Fragen besprochen sind, und sich für das Gespräch bedanken. Machen Sie jetzt aber nicht den Fehler, Ihre professionelle Haltung aufzugeben und in einen netten Plauderton überzugehen. Denn auch wenn das eigentliche Vorstellungsgespräch geschafft ist, gilt: Noch ist das Gespräch nicht vorbei! Damit Sie den guten Eindruck, den die Prüfer von Ihnen haben, nicht zunichtemachen, sollten Sie daher unbedingt die folgenden Tipps beherzigen.
Tipp 1: Bleiben Sie aufmerksam und konzentriert!
Auch wenn Sie wissen, dass Sie das eigentliche Gespräch hinter sich haben, und die Anspannung allmählich nachlässt, sollten Sie Profi bleiben. Lassen Sie sich von einem lockeren Smalltalk zur Verabschiedung nicht dazu verleiten, ins Plaudern zu kommen. Verkneifen Sie sich Bemerkungen wie „Zum Glück ist dieser Prüfungsteil auch geschafft“, „So schlimm, wie ich befürchtet hatte, war es gar nicht“ oder „Gott sei Dank hatte ich mich gut auf die psychologischen Testfragen vorbereitet“. Verzichten Sie außerdem darauf, den Prüfern noch einmal zu erklären, dass Sie unbedingt Polizist werden wollen oder der Job wie für Sie geschaffen ist. Durch solche Kommentare erwecken Sie den Eindruck, dass Sie daran zweifeln, ob Sie Ihre Motivation im Gespräch wirklich überzeugend vermitteln konnten. Und zu selbstbewusste Übertreibungen im Stil von „In mir steckt der ideale Polizist“ kommen nicht gut an. Natürlich können Sie noch einmal kurz erwähnen, wie groß Ihr Interesse am Polizeiberuf ist. Nutzen Sie die letzten Sätze aber, um sich für das Gespräch und die Zeit, die sich die Prüfer für Sie genommen haben, zu bedanken.
Tipp 2: Hören Sie gut zu!
Gegen Ende des Gesprächs werden Ihnen die Prüfer etwas zum weiteren Ablauf sagen. Je nach Auswahlverfahren kann es sein, dass es für Sie nach dem Gespräch direkt mit der polizeiärztlichen Untersuchung weitergeht. Möglich ist aber auch, dass das Vorstellungsgespräch diesen Prüfungstag abschließt. Erst wenn die Polizei die Gespräche ausgewertet und eine vorläufige Rankingliste erstellt hat, werden Sie dann zu einem späteren Zeitpunkt zum medizinischen Check und zur Klärung der Formalitäten eingeladen. Wichtig ist, dass Sie den Erklärungen der Prüfer gut zuhören. Denn es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie am Ende des Gesprächs noch einmal fragen, wie es nun weitergeht, obwohl die Prüfer Ihnen das vorher schon gesagt hatten. Gerade von einem angehenden Polizisten wird erwartet, dass er Informationen aufnehmen und sich merken kann. Im Dienst müssen Sie das schließlich auch können.
Tipp 3: Fragen Sie nicht, wie Sie abgeschnitten haben!
Auch wenn die Versuchung noch so groß ist: Fragen Sie auf keinen Fall, wie Ihre Chancen auf eine Zusage stehen. Oder wie die Prüfer das Gespräch beurteilen. Zum einen bringen Sie die Prüfer damit in Verlegenheit. Denn die abschließende Bewertung erfolgt erst nach dem Gespräch und erst dann, wenn sich die Prüfer miteinander besprochen haben. Zum anderen wirkt es unprofessionell, wenn Sie die Prüfer dazu auffordern, ihre Entscheidung vorwegzunehmen. Hinzu kommt, dass Ihre Chancen auf eine Einstellung nicht nur vom Einzelgespräch abhängen. Stattdessen fließen auch Ihre Ergebnisse aus dem PC-Test und der Sportprüfung in die Gesamtnote ein. Und die polizeiärztliche Untersuchung muss ebenfalls noch abgewartet werden. Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, kann Ihr Endergebnis ermittelt und in die Rangliste einsortiert werden. Diesen Ablauf sollten Sie aber kennen, wenn Sie sich bei der Polizei bewerben.
Tipp 4: Nennen Sie die Prüfer bei der Verabschiedung beim Namen!
Bei der Begrüßung stellen sich die Prüfer mit Namen vor. Und Sie sollten sich die Namen einprägen. Denn als Polizist brauchen Sie eine gute Merkfähigkeit und dazu gehört auch, dass Sie sich Namen von Gesprächspartnern (wie beispielsweise Beteiligten und Zeugen) merken können. Schön während des Gesprächs sollten Sie die Prüfer deshalb immer mal wieder mit Namen ansprechen. Und auch bei der Begrüßung sollten Sie den Namen des jeweiligen Prüfers nennen, also “Auf Wiedersehen, Herr/Frau …” Damit stellen Sie unter Beweis, dass Sie aufmerksam sind und Ihr Erinnerungsvermögen auch in einer Stresssituation funktioniert.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn Sie sich mit den Namen unsicher sind, werfen Sie unauffällig einen Blick auf das Namensschild. Die Prüfer tragen nämlich in aller Regel ihre Uniform und über der linken Brust ist meist ein Namensschild angebracht. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Nachschauen nicht zu offensichtlich ist. Und: Ebenso wie Sie alle Prüfer begrüßt haben, verschieden Sie sich wieder von allen Prüfern. Dies gilt auch dann, wenn nur ein Prüfer das Gespräch geführt hat, während die beiden anderen Prüfer eher Zuhörer waren. Machen Sie bei der Verabschiedung keine Unterschiede.
Tipp 5: Achten Sie auf Ihren Händedruck und Ihre Körperhaltung!
Zu einem souveränen Gesprächsabschluss gehört eine ordentliche Verabschiedung. Geben Sie den Prüfern nacheinander die Hand, suchen Sie dabei den Blickkontakt und lächeln Sie freundlich. Sagen Sie eine Verabschiedungsformel wie „Danke schön, Herr/Frau … Auf Wiedersehen.“ Ihr Händedruck sollte dabei genauso ausfallen wie bei der Begrüßung: Greifen Sie die ganze Hand und achten Sie darauf, dass Sie weder zu lasch noch zu fest zudrücken. Verabschieden Sie sich außerdem immer höflich und freundlich, selbst wenn Sie den Eindruck haben, dass das Gespräch nicht optimal gelaufen ist. Sie können nicht beurteilen, wie die Prüfer Ihre Antworten bewerten.
Wenn Sie sich verabschiedet haben und den Raum verlassen, behalten Sie Ihre Körperhaltung im Hinterkopf. Gehen Sie mit festem Schritt und in aufrechter Position aus dem Zimmer. Sie sollten weder aus dem Zimmer stürmen noch gemütlich hinausschlendern.
Tipp 6: Denken Sie an Ihre gute Kinderstube solange Sie auf dem Gelände sind!
Behalten Sie Ihre guten Manieren bei, auch wenn Sie den Raum bereits verlassen haben. Knallen Sie die Tür nicht zu, sondern schließen Sie diese ganz normal und gesittet. Verkneifen Sie es sich, erleichtert aufzuatmen oder gar zu fluchen. Sie können nie wissen, wie hellhörig die Wände sind. Denken Sie außerdem immer daran, dass Sie ähnlich wie beim Assessment-Center die ganze Zeit über unter Beobachtung stehen könnten. Und es wäre eine kleine Katastrophe, wenn Sie sich gerade mit einem Mitbewerber darüber unterhalten, wie gemein die Fragen waren oder wie unsympathisch ein Prüfer rübergekommen ist – und ausgerechnet in diesem Moment einer der Prüfer um die Ecke kommt. Als angehender Polizist müssen Sie sich und Ihre Gefühle unter Kontrolle haben. Außerdem wird ein souveränes Auftreten mit guten Manieren vorausgesetzt. Heben Sie sich Ihre Gefühlsausbrüche also auf, bis Sie das Gelände verlassen haben. Und es wird sicher nicht schaden, wenn Sie den Personen, denen Sie unterwegs begegnen, wenigstens freundlich lächelnd zunicken.