Das Auswahlverfahren für den Polizeidienst setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Dazu gehören ein PC-Test, eine Sportprüfung und eine ärztliche Untersuchung. Außerdem gibt es ein Bewerbungsgespräch. Doch dieses Gespräch ist kein gewöhnliches Einzelgespräch, sondern wird meist als strukturiertes Interview durchgeführt.
Ein strukturiertes Interview unterscheidet sich von einem klassischen Vorstellungsgespräch. Anders als bei einem freien Jobinterview gibt es einen festen Fragenkatalog. Allen Bewerbern werden so die gleichen Fragen in identischer Reihenfolge gestellt. Durch den klar strukturierten Ablauf und die vorher festgelegten Fragen können die Bewerber besser miteinander verglichen werden.
Für Sie bringt ein strukturiertes Interview den Vorteil mit sich, dass Sie sich gut darauf vorbereiten können. In diesem Beitrag haben wir für Sie zusammengestellt, was Sie über den Ablauf und die Fragen bei dieser Variante vom Auswahlgespräch wissen sollten.
Was genau ist ein strukturiertes Interview?
Bei einem normalen Vorstellungsgespräch entwickelt sich ein Dialog. Der Personaler weiß zwar meist, was und wie er ungefähr fragen wird, um die gewünschten und benötigten Informationen zu erhalten. Trotzdem formuliert er seine Fragen eher spontan.
Der Fragenkatalog ist auf den Polizeiberuf zugeschnitten und befasst sich dadurch mit Qualifikationen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Eigenschaften, die ein Polizist oder eine Polizistin braucht. Die Idee dahinter ist, dass Bewerber so auf Basis von objektiven Kriterien bewertet und besser miteinander verglichen werden können.
Wie läuft ein strukturiertes Interview im öffentlichen Dienst ab?
Ein strukturiertes Interview dauert üblicherweise zwischen 45 und 60 Minuten. Bewerben Sie sich um eine Position in der höheren Laufbahn, kann die Dauer auch bis zu zwei Stunden betragen.
Was den grundsätzlichen Ablauf angeht, gibt es kaum Unterschiede zu einem klassischen Vorstellungsgespräch. Was das strukturierte Interview so besonders macht, ist vielmehr, dass es einen verbindlichen Fragenkatalog gibt und die darin enthaltenen Fragen in der vorher festgelegten Reihenfolge gestellt werden. Wie ein normales Bewerbungsgespräch gliedert sich auch das strukturierte Interview in vier Abschnitte.
1. Smalltalk als Einstieg
Um das Gespräch zu eröffnen, stellen sich die Prüfer nach der Begrüßung kurz vor. Danach folgt meist etwas lockerer Smalltalk. Wird Ihnen ein Getränk angeboten, sollten Sie dieses annehmen.
Anschließend werden Sie die Prüfer darüber informieren, wie das folgende Gespräch ablaufen und wie lange es dauern wird.
2. Informationen über die Tätigkeit als Polizeibeamter
Üblicherweise stellt ein Prüfer die Polizei als Arbeitgeber vor. Er beschreibt die Ausbildung und den Arbeitsalltag. Außerdem nennt er Fähigkeiten und Eigenschaften, die von jemandem erwartet werden, der im Staatsdienst und bei der Polizei arbeitet.
Sie sollten dem Personaler sehr genau zuhören. Machen Sie sich ruhig auch Notizen. So können Sie später an einzelnen Punkten anknüpfen, wenn Sie Fragen stellen möchten.
3. Selbstpräsentation und Fragen
Auch in einem strukturierten Interview werden Sie zu einer Selbstpräsentation aufgefordert. Die Bitte dazu wird oft im Stil von „Erzählen Sie uns kurz etwas über sich!“ formuliert. Denkbar ist aber auch, dass die Prüfer bereits während Ihrer Selbstvorstellung Fragen stellen, um Ihre Aussagen auf bestimmte Punkte zu lenken.
Haben Sie Ihre Ausführungen abgeschlossen, werden die Prüfer den vorbereiteten Fragenkatalog Punkt für Punkt mit Ihnen durchgehen. Auf die typischen Inhalte kommen wir gleich noch zu sprechen.
4. Ihre Fragen und Abschluss
Zum Ende des Gesprächs hin bekommen Sie die Gelegenheit, Ihre Fragen loszuwerden. Und diese Chance sollten Sie nutzen. Denn durch Rückfragen signalisieren Sie, dass Sie aufmerksam zugehört haben und wirklich Polizist oder Polizistin werden wollen.
Danach wird es auch schon wieder Zeit für die Verabschiedung. Tatsächlich sollten Sie diese Phase aber nicht unterschätzen. Denn der letzte Eindruck bleibt in Erinnerung. Behalten Sie deshalb Ihre Körperspannung bei, bedanken Sie sich für das Gespräch und verabschieden Sie sich freundlich. Ihr professionelles Auftreten sollte erst enden, wenn Sie außer Sichtweite sind.
Welche Fragen werden in einem strukturierten Interview gestellt?
Ein strukturiertes Interview zeichnet aus, dass die Fragen eng auf die Stelle abgestimmt sind, um die es geht. Bewerben Sie sich für den Polizeidienst, werden deshalb Kenntnisse, Fähigkeiten und Merkmale im Mittelpunkt stehen, die Sie in Ihrer Funktion als Polizeibeamter brauchen. Doch grundsätzlich lassen sich die Fragen in folgende Bereiche gliedern:
- Motivation: Warum wollen Sie Polizeibeamter werden? Weshalb sollten wir Sie einstellen? Was versprechen Sie sich von einer Karriere im öffentlichen Dienst? Was motiviert Sie am meisten?
- Teamfähigkeit: Arbeiten Sie lieber alleine oder Team? Wie integrieren Sie sich in eine Gruppe? Welche Rolle übernehmen Sie in einem Team?
- Belastbarkeit: Wie gut kommen Sie mit Stress zurecht? Was tun Sie, um eine Lösung für ein Problem zu finden? Wie gehen Sie mit Belastungen um?
- Persönlichkeit: Mit welchen drei Wörtern würden Sie sich selbst beschreiben? Was ist Ihre größte Stärke? An welcher Ihrer Schwächen möchten Sie arbeiten?
In welchen Arten gibt es das strukturierte Interview?
Je nach thematischem Schwerpunkt werden beim strukturierten Interview mehrere Arten voneinander unterschieden. Welche Variante zur Anwendung kommt, richtet sich danach, wie das Auswahlverfahren aufgebaut ist. Das Einzelgespräch liefert dann die Informationen, die die Polizei noch braucht, um das Gesamtbild zu vervollständigen.
Situatives Interview (SI)
Bei einem situativen Interview beschreibt der Prüfer eine fiktive Situation und erkundigt sich danach, wie Sie in dieser Situation reagieren oder vorgehen würden. Oft greifen die Situationen Szenen auf, die so auch im Polizeialltag vorkommen können. Typische Fragestellungen lauten dann, wie Sie vorgehen, was Sie zuerst unternehmen oder welche Hilfsmittel Sie einsetzen würden.
Biografisches Interview (BI)
Diese Variante des Interviews nimmt Ihren Lebenslauf genauer unter die Lupe. Dabei geht es aber weniger darum, was Sie bislang gemacht haben. Die einzelnen Stationen kann sich der Prüfer selbst durchlesen.
Durch seine Fragen möchte der Prüfer vielmehr in Erfahrung bringen, was die wichtigsten Meilensteine in ihrer bisherigen Karriere waren. Er möchte wissen, wie Sie an den Punkt gekommen sind, an dem Sie heute sind, was Sie gelernt, welche Erfahrungen Sie gesammelt haben und was Sie aus heutiger Sicht anders machen würden. Dabei richtet sich sein Interesse immer auf Qualifikationen und Eigenschaften, die Ihnen als Beamter oder Beamtin im Polizeidienst zugutekommen.
Behavior Description Interview (BDI)
Wie das BI hat auch das BDI eine biografische Orientierung. Der Prüfer erkundigt sich hier aber nach konkreten Situationen im bisherigen Werdegang, um Rückschlüsse auf Ihr Verhalten zu ziehen. Oft beziehen sich die Fragen auf Herausforderungen, Schwierigkeiten, Konflikte oder Misserfolge, die Sie meistern mussten.
Auf diese Weise ist sichergestellt, dass Sie nicht nur Wissen aus dem Lehrbuch aufsagen, sondern Blicke hinter die Fassade ermöglichen. Außerdem sinkt die Gefahr, dass Sie vorbereitete Antworten geben. Vielmehr kann der Prüfer Ihr Verhalten mit den Anforderungen des Polizeiberufs abgleichen.
Multimodales Interview (MMI)
Das MMI ist die Variante des strukturierten Interviews, die vermutlich am häufigsten zum Einsatz kommt. Sie kombiniert biografische, situative und persönlichkeitsbezogene Fragen miteinander. Der Fragenkatalog ist also so ausgerichtet, dass ein umfassendes Gesamtbild entsteht, das über Ihren Werdegang, Ihr Verhalten und Ihre Eigenschaften informiert.
Stressfragen
Der Fragenkatalog für ein strukturiertes Interview kann auch sogenannte Stressfragen enthalten. Dabei handelt es sich um Fragen, die Sie aus dem Konzept oder in eine unangenehme Situation bringen sollen.
So kann sich der Prüfer zum Beispiel nach Ihren schlechten Eigenschaften erkundigen oder Sie dazu auffordern, ihn zu beurteilen. Genauso kann er Sachverhalte, Daten oder Fakten abfragen, die Sie nicht wissen können. (Zum Beispiel: „Wie viele Liter Wasser werden in Deutschland täglich verbraucht?“)
Die Idee hinter solchen Fragen ist, herauszufinden, wie Sie mit Druck zurechtkommen. Als Polizist oder Polizistin werden Sie schließlich auch immer wieder in Situationen kommen, in denen Sie trotz Stress und Anspannung einen ruhigen Kopf bewahren und besonnen handeln müssen.
Entscheidend bei Stressfragen ist deshalb weniger, was konkret Sie antworten. Es zählt eher, wie Sie reagieren. Bleiben Sie also ruhig und geben Sie souverän eine logische, in sich stimmige und nachvollziehbare Antwort.
Welche Vor- und Nachteile hat ein strukturiertes Interview?
Verglichen mit einem klassischen Vorstellungsgespräch hat ein strukturiertes Interview mehrere Vorteile. Ein großer Pluspunkt ist das hohe Maß an Objektivität. Der vorher festgelegte Fragenkatalog und die klar definierten Bewertungskriterien ermöglichen, Bewerber neutral zu beurteilen. Gleichzeitig können die Bewerber besser miteinander verglichen werden, weil eben jedem Kandidaten die gleichen Fragen in identischer Form und Reihenfolge gestellt werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die subjektive Einschätzung des Prüfers weit weniger ins Gewicht fällt. Weil das Gespräch standardisiert verläuft, spielt die persönliche Sympathie kaum eine Rolle und beeinflusst folglich auch die Bewertung nicht.
Auch Sicht der Polizei bietet das strukturierte Interview außerdem den Vorteil, dass die Auswahl geeigneter Bewerber gezielter erfolgen kann. Wie auch die anderen Bausteine des Auswahlverfahrens können die Fragen sehr genau auf die Kriterien abgestimmt werden, die für den Polizeidienst wirklich wichtig sind.
Allerdings stehen den Vorteilen auch Nachteile gegenüber. Dazu gehört, dass sich nur schwer ein Dialog entwickeln kann. Weil die Inhalte und die Reihenfolge der Fragen vorher feststehen, erinnert ein strukturiertes Interview mitunter an ein Verhör.
Ein weiterer Minuspunkt ist, dass kaum Raum für Flexibilität besteht. Die vorgegebenen Standards lassen es nur sehr bedingt zu, spontan auf persönliche Aspekte, individuelle Erfahrungen oder Besonderheiten des Bewerbers einzugehen.
Dass die Sympathie ausgeblendet ist, kann ein Vorteil, aber genauso ein Nachteil sein. Denn nicht jeder Bewerber kann mit Standard-Kriterien punkten. Ein erfahrener Prüfer hat aber oft ein gutes Gespür dafür, welcher Bewerber den Anforderungen gewachsen ist und gut ins Team passt. Doch genau dieser Aspekt fällt beim strukturierten Interview weg.
3 Tipps für Ihre Vorbereitung
Nun wissen, Sie, was ein strukturiertes Interview ist und können ungefähr abschätzen, was auf Sie zukommt. Und damit Sie auch diese Hürde im Auswahlverfahren der Polizei gut meistern, geben wir Ihnen zum Schluss noch drei Tipps mit auf den Weg.
1. Informieren Sie sich über die Polizeibehörde
Im Zuge Ihrer Bewerbung und bei der Vorbereitung auf den Einstellungstest werden Sie sich bereits einen Überblick über die Polizei verschafft haben. Frischen Sie dieses Wissen aber noch einmal auf. Wie ist die Behörde, für die Sie arbeiten möchten, organisiert? Was sind typische Aufgaben? Welche wichtigen Ereignisse gab es in jüngerer Vergangenheit?
Solche Informationen finden Sie auf der Webseite der Polizei. Es ist wichtig, dass Sie gut Bescheid wissen. Denn im Vorstellungsgespräch geht es letztlich darum, dass Sie überzeugend vermitteln, warum Sie genau bei dieser Behörde in den Polizeidienst einsteigen wollen.
2. Machen Sie sich Ihre Stärken bewusst
Wie jede andere Tätigkeit geht auch der Polizeiberuf mit Muss- und Kann-Anforderungen einher. Muss-Anforderungen brauchen Sie unbedingt, Kann-Anforderungen sind von Vorteil. Erstellen Sie bei der Vorbereitung auf das Auswahlgespräch eine Liste mit den Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen für den Job und vergleichen Sie, welche Ihrer Stärken dazu passen.
Vor allem bei Ihrer Selbstpräsentation können Sie wertvolle Punkte sammeln, wenn Sie sich Ihrer relevanten Stärken bewusst sind. Denken Sie aber auch daran, sich Antworten zurechtzulegen, die sich auf Ihre Schwächen beziehen.
3. Überlegen Sie sich Beispiele
Sie können die Prüfer am besten überzeugen, wenn Sie nicht nur Eigenschaften, Stärken und Kenntnisse aufzählen, sondern mit konkreten Beispielen argumentieren. Überlegen Sie sich also Situationen, in denen Sie Ihre Fähigkeiten erfolgreich einsetzen konnten. Ein hilfreicher Weg dabei ist die sogenannte STAR-Methode:
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- T für Task (Aufgabe, Ziel): Welche Aufgabe mussten Sie lösen oder welche Herausforderung meistern?
- A für Action (Handlung): Was haben Sie gemacht, unternommen oder gesagt?
- R für Result (Ergebnis): Was haben Sie mit Ihrer Vorgehensweise bewirkt, welche Folgen gab es?
Optimal sind natürlich Beispiele, die ein erfolgreiches Ergebnis hatten. Aber auch Misserfolge können nützlich sein, wenn Sie aufzeigen können, was Sie daraus gelernt haben.