Je nach Bundesland und Laufbahn unterscheiden sich die Auswahlverfahren der Polizei zwar etwas voneinander. Aber die grundlegenden Bausteine sind gleich. So gibt es zum Beispiel einen schriftlichen Test, eine Sportprüfung und einen medizinischen Check. Außerdem möchte die Polizei Sie in einem Einzelgespräch persönlich kennenlernen. Dabei führt sie das Vorstellungsgespräch meist als strukturiertes Interview durch.
Im Unterschied zu einem normalen Bewerbungsgespräch hat das strukturierte Interview einen klaren und vorher festgelegten Ablauf. Die Prüfer arbeiten mit einem Fragenkatalog, den sie Punkt für Punkt durchgehen. Dadurch werden allen Bewerbern exakt die gleichen Fragen in identischer Reihenfolge gestellt.
Gleichzeitig gibt es meist eine Bewertungsskala, in die die Antworten eingeordnet werden. Diese Struktur hat den Vorteil, dass die Bewerber objektiver beurteilt und besser miteinander verglichen werden können. Wir haben für Sie zusammengestellt, was Sie über das strukturierte Interview der Polizei wissen sollten und wie Sie sich darauf vorbereiten können!
Was kennzeichnet ein strukturiertes Interview?
Ein Vorstellungsgespräch dient dem persönlichen Kennenlernen. Die Prüfer möchten wissen, wer die Person hinter den Bewerbungsunterlagen ist. Sie interessieren sich für die Motivation, die beruflichen Ziele, die Charaktereigenschaften und die Stärken und Schwächen. Um an diese Informationen zu gelangen, gibt es einige typische Fragen, die in Bewerbungsgesprächen üblicherweise gestellt werden.
Bei einem normalen Auswahlgespräch haben die Prüfer einen ungefähren Plan, was sie fragen werden. Ungefähr deshalb, weil sie die Fragen eher spontan und aus dem Gespräch heraus stellen. Die Idee ist, dass sich ein Dialog entwickelt, der am Ende die gewünschten Informationen liefert.
Das strukturierte Interview folgt einem anderen Konzept. Hier ist der Ablauf im Vorfeld klar definiert. Die Prüfer nutzen einen festen Fragenkatalog, der auf den Polizeiberuf abgestimmt ist. Deshalb beziehen sich die Fragen auf Kenntnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften, die im Polizeidienst wichtig sind. Die klare Struktur und die objektiven Kriterien ermöglichen, Bewerber sachlicher zu bewerten und besser miteinander zu vergleichen.
Wie läuft das strukturierte Interview der Polizei ab?
Das Einzelgespräch dauert im Schnitt 45 bis 60 Minuten. Möchten Sie Ihre Karriere bei der Polizei in einer höheren Laufbahn beginnen, kann sich das strukturierte Interview auf bis zu zwei Stunden ausdehnen.
Der grundlegende Ablauf ähnelt einem normalen Vorstellungsgespräch. Die Besonderheit beim strukturierten Interview ist in erster Linie der klar definierte Fragenkatalog, der sowohl die Reihenfolge der Fragen als auch deren Inhalte vorgibt. Ansonsten lässt sich das strukturierte Interview wie ein klassisches Bewerbungsgespräch in drei Abschnitte einteilen:
1. Smalltalk und Vorstellung der Polizei als Arbeitgeber
Für den Einstieg ins Gespräch stellen sich die Prüfer nach der Begrüßung kurz vor und gehen dann in lockeren Smalltalk über. Möglicherweise wird Ihnen ein Getränk angeboten, das Sie ruhig auch annehmen sollten. Die Prüfer werden Ihnen außerdem erklären, wie das Interview ablaufen wird.
Anschließend wird ein Prüfer die Polizei als Arbeitgeber vorstellen. Er wird etwas zur Ausbildung sagen, den Arbeitsalltag beschreiben und einige Kompetenzen nennen, die ein Polizeibeamter haben sollte.
Hören Sie den Prüfer gut zu. Sie können sich auch einzelne Stichworte notieren. Bei Ihren eigenen Fragen können Sie so später an den Ausführungen anknüpfen.
2. Selbstvorstellung und Fragen
Wie ein klassisches Vorstellungsgespräch sieht auch das strukturierte Interview in aller Regel eine Selbstpräsentation vor. Die Prüfer werden Sie dazu mit einer Bitte wie „Erzählen Sie uns etwas über sich“ oder „Stellen Sie sich kurz vor“ auffordern. Dabei ist möglich, dass die Prüfer schon während Ihrer Selbstvorstellung mit Zwischenfragen einhaken.
Spätestens wenn Sie Ihre Ausführungen beendet haben, geht es mit dem eigentlichen Fragenkatalog weiter. Dabei arbeiten die Prüfer den Katalog Frage für Frage mit Ihnen durch. Die Inhalte schauen wir uns gleich noch an.
3. Ihre Fragen und Verabschiedung
Gegen Ende des Gesprächs können Sie Ihre Fragen stellen. Nehmen Sie diese Gelegenheit auch wahr. Denn Sie belegen damit, dass Sie dem Prüfer am Anfang aufmerksam zugehört und sich selbst im Vorfeld auf das Interview vorbereitet haben. Beides unterstreicht Ihren ernsthaften Wunsch, Polizistin oder Polizist zu werden.
Mit der Verabschiedung endet das Jobinterview. Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass zwar der erste Eindruck zählt, der letzte Eindruck aber in Erinnerung bleibt. Bewahren Sie deshalb Ihre aufrechte Körperposition, bedanken Sie sich für das Gespräch und verabschieden Sie sich höflich. Wirklich vorbei ist das Gespräch erst, wenn Sie den Raum verlassen haben und außer Sichtweite der Prüfer sind.
Welche Inhalte haben die Fragen im strukturierten Interview der Polizei?
Ein Merkmal vom strukturierten Interview ist, dass die Fragen eng auf den Beruf abgestimmt sind. Bei der Polizei wird es deshalb in erster Linie um Kenntnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften gehen, die ein Beamter im Staatsdienst braucht.
Je nach thematischem Schwerpunkt gibt es das strukturierte Interview in mehreren Varianten. In welcher Art das Gespräch geführt wird, richtet sich dann nach den Informationen, die die Polizei noch benötigt, um das bisherige Bild aus dem Auswahlverfahren zu vervollständigen.
Situatives Interview
Beim situativen Interview schildert Ihnen der Prüfer eine erdachte Situation und möchte von Ihnen wissen, wie Sie reagieren oder was Sie tun würden. Oft behandeln die Situationen Ereignisse oder Vorgänge, die für den Polizeialltag typisch sind. Sie sollen dann erklären, wie Sie vorgehen, was Sie als Erstes unternehmen oder zu welchen Hilfsmitteln Sie greifen würden.
Biografisches Interview und Behavior Description Interview
Das biografische Interview befasst sich mit Ihrem Lebenslauf und Ihrem bisherigen Werdegang. Allerdings geht nicht um die einzelnen Stationen. Der Lebenslauf als solcher liegt dem Prüfer bereits vor.
Die Fragen zielen vor allem auf die entscheidenden Punkte Ihres Werdegangs ab. Wie sind Sie dorthin gekommen, wo Sie heute sind? Was haben Sie gelernt? Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Was würden Sie anders machen? Auch hier liegt der Fokus wieder auf Kenntnissen und Eigenschaften, die für den Polizeiberuf relevant sind.
Das Behavior Description Interview, kurz BDI, hat ebenfalls eine biografische Ausrichtung. Allerdings konzentriert es sich auf einzelne Stationen in Ihrem Lebenslauf, die Rückschlüsse auf Ihr Verhalten zulassen. Die Fragen befassen sich oft mit Herausforderungen, Konflikten, Schwierigkeiten oder Misserfolgen.
Solche Fragen erlauben einen Blick hinter die Fassade. Außerdem stellen sie sicher, dass Sie keine auswendig gelernten Standardantworten geben. So können die Prüfer Ihre Verhaltensmuster mit den Anforderungen im Dienstalltag abgleichen.
Multimodales Interview
Die vermutlich am häufigsten eingesetzte Variante des strukturierten Interviews ist das multimodale Interview, kurz MMI. Es verknüpft situative, biografische und persönlichkeitsbezogene Fragen miteinander. Dabei lassen sich die Inhalte grob in vier Bereiche einteilen:
- Motivation: Warum wollen Sie zur Polizei? Was erwarten Sie von einer Karriere im öffentlichen Dienst? Welche beruflichen Ziele haben Sie? Was spornt Sie an?
- Belastbarkeit: Wie gut können Sie mit Stress umgehen? Was tun Sie in belastenden Situationen? Wie gehen Sie vor, um Probleme zu lösen?
- Teamfähigkeit: Arbeiten Sie lieber alleine oder zusammen mit anderen? Welche Rolle übernehmen Sie in einer Gruppe? Finden Sie schnell Anschluss?
- Persönlichkeit: Welche drei Worte beschreiben Sie am besten? Was halten Sie für Ihre größte Stärke? Welche Ihrer Schwächen stört Sie besonders?
Weil der Fragenkatalog recht breit aufgestellt ist, kann sich die Polizei ein umfassendes Bild über Ihren Werdegang, Ihre Verhaltensweisen und Ihre Persönlichkeit machen.
Stressfragen
Im Fragenkatalog können auch sogenannte Stressfragen enthalten sein. Diese Fragen sollen Sie in eine unangenehme Situation bringen. Dazu kann ein Prüfer zum Beispiel nach schlechten Angewohnheiten fragen oder Sie bitten, ihn zu bewerten. Möglicherweise spricht er Lücken im Lebenslauf an oder erkundigt sich nach Fehlentscheidungen. Denkbar ist auch, dass der Prüfer Sachverhalte oder Daten wissen möchte, die Sie nicht wissen können (Zum Beispiel: „Wie viele Briefe werden weltweit täglich verschickt?“)
Stressfragen sollen ermitteln, wie Sie mit Druck umgehen. Denn im Polizeidienst wird es regelmäßig Situation geben, in denen Sie trotz Anspannung ruhig bleiben und besonnen agieren müssen.
Bei Stressfragen kommt es unterm Strich deshalb nicht so sehr darauf an, was Sie antworten, sondern wie Sie es tun. Lassen Sie sich also nicht verunsichern. Versuchen Sie stattdessen, souverän zu bleiben und eine logische, nachvollziehbare Antwort zu formulieren.
Was sind die Vor- und Nachteile von einem strukturierten Interview?
Ein großer Vorteil von einem strukturierten Interview ist die hohe Objektivität. Der vorher definierte Fragenkatalog und die klar festgelegten Bewertungskriterien bilden die Grundlage für eine neutrale Beurteilung. Außerdem lassen sich die Ergebnisse besser vergleichen, weil jeder Bewerber genau die gleichen Fragen in identischer Form und Reihenfolge beantwortet.
Als weiterer Pluspunkt kommt dazu, dass die zwischenmenschliche Komponente kaum ins Gewicht fällt. Durch den standardisierten Ablauf des Gesprächs bleiben Sympathien und subjektive Einschätzungen bei der Bewertung außen vor.
Für die Polizei hat das strukturierte Interview außerdem den Vorteil, dass sie geeignete Kandidaten gezielter finden und auswählen kann. Denn die Fragen im Interview können auf die Kriterien zugeschnitten werden, die für die Tätigkeit als Polizistin oder Polizist besonders wichtig sind.
Der größte Minuspunkt ist, dass sich kaum ein echter Dialog entwickeln kann. Durch die vorher festgelegte Reihenfolge der Fragen wirkt ein strukturiertes Interview manchmal ein bisschen wie ein Verhör. Außerdem lässt der Fragenkatalog fast keinen Spielraum, um auf die individuellen Besonderheiten eines Bewerbers einzugehen.
Zu einem weiteren Nachteil kann die Objektivität werden. Nicht jeder Bewerber wird den vorgegebenen Standards gerecht. Trotzdem kann ein erfahrener Prüfer oft gut einschätzen, ob der Bewerber dem Berufsalltag gewachsen wäre und das Team gut ergänzen könnte. Beim strukturierten Interview fällt genau diese subjektive Einschätzung aber weg.
Wie kann ich mich auf das strukturierte Interview der Polizei vorbereiten?
Der wesentliche Unterschied zwischen einem normalen Vorstellungsgespräch und einem strukturierten Interview besteht darin, dass beim Interview vorher schon feststeht, wann der Prüfer welche Fragen wie stellt und wie er die Antworten bewertet. Rein von den Inhalten nehmen sich die Fragen aber nicht viel. Bei Ihrer Vorbereitung auf das Einzelgespräch können Sie sich deshalb die typischen Fragen in Bewerbungsgesprächen anschauen und sich dafür Stichworte zurechtlegen.
Machen Sie sich außerdem bewusst, was Ihre größten Stärken sind. Sie können vor allem bei der Selbstpräsentation wichtige Pluspunkte sammeln, wenn Sie Ihre Stärken mit Kompetenzen verknüpfen können, die für den Polizeiberuf relevant sind.
Außerdem sollten Sie natürlich Ihr Wissen über die Polizei auf Vordermann bringen. Wie ist die Polizeibehörde organisiert? Was gehört zu den typischen Aufgaben? Gab es in letzter Zeit wichtige Ereignisse? Solche Informationen finden Sie auf der Webseite der jeweiligen Landespolizei.
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