Früher war es eine kleine Sensation, heute ist es längst selbstverständlich: Frauen bei der Polizei. Der Polizeiberuf ist keine Männerdomäne mehr. Ganz im Gegenteil versehen Frauen genauso ihren Polizeidienst und übernehmen Führungspositionen wie ihre männlichen Kollegen. Aber welche Chancen haben Bewerberinnen im Auswahlverfahren wirklich? Und macht die Polizei beim Einstellungstest Unterschiede?
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Das Wichtigste auf einen Blick
- In Deutschland sind Frauen erst seit den 1980er-Jahren im uniformierten Polizeidienst tätig.
- Inzwischen liegt der Frauenanteil bei der Polizei bei knapp 30 Prozent.
- Bewerberinnen durchlaufen grundsätzlich das gleiche Auswahlverfahren wie männliche Bewerber. Nur im Detail gibt es kleine Unterschiede.
Inzwischen ist es längst ein alltägliches Bild, dass Polizistinnen und Polizisten gemeinsam auf Streife gehen. Doch das war nicht immer so. Lange Zeit war der Polizeiberuf ein echter Männerberuf. Erst recht spät wurde die Polizeiarbeit in allen Bereichen auch für Frauen geöffnet. Und heute gibt es viele Mädchen und junge Frauen, die sich sehr für den Beruf interessieren.
Aber haben Frauen bei der Polizei überhaupt eine Chance? Oder werden sie sogar bevorzugt eingestellt? Und wie sieht es mit dem Auswahlverfahren aus? Werden beim Einstellungstest Unterschiede gemacht? Diese Fragen beantworten wir in diesem Beitrag!
Seit wann arbeiten Frauen im Polizeidienst?
Lange Zeit war die Polizei eine echte Männerdomäne. Es war völlig selbstverständlich, dass der Polizist, der für Recht, Ordnung und Sicherheit sorgte, ein großgewachsener und kräftiger Mann war. Und es sollte viel Zeit vergehen, bis sich dieses klassische Bild vom Polizisten ändern würde. Denn erst in den 1980er-Jahren wurde der uniformierte Polizeidienst auch für Frauen zugänglich.
Bei der Polizei selbst arbeiten Frauen zwar schon seit den 1920er-Jahren. Damals waren sie aber nur bei der Kriminalpolizei tätig und selbst hier nur in bestimmten Bereichen. So wurden die ersten Polizistinnen bei der Sitte eingesetzt oder kümmerten sich um jugendliche Straftäter. Später übernahmen Frauen auch Aufgaben im Innendienst. Bei diesen Tätigkeiten trugen sie jedoch keine Uniform, sondern ihre zivile Kleidung.
Bis Frauen ihren Dienst in Polizeiuniform verrichten und auf Streife gehen konnten, dauerte es noch ein paar Jahrzehnte. Wie lange konkret, ist in den Bundesländern verschieden. Denn in Deutschland ist die Polizei Ländersache. Deshalb erfolgte die Öffnung des Polizeiberufs für Frauen nicht bundesweit einheitlich. Stattdessen machte Hamburg den Anfang.
In Hamburg wurde die Schutzpolizei für Frauen 1979 zugänglich. Nach und nach zogen die übrigen Bundesländer nach. Das Schlusslicht ist Bayern, wo Frauen seit 1990 bei der Schutzpolizei zugelassen sind.
Welche Chancen haben Bewerberinnen bei der Polizei?
Die Aufgaben der Polizei lassen sich grob in drei große Bereiche einteilen:
- Abwehr und Beseitigung von Gefahren
- Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Sicherheit
- Bekämpfung von Kriminalität und Verfolgung von Straftaten
Bei der Erfüllung dieser Aufgaben wird die Polizei mit den verschiedensten Situationen konfrontiert und trifft auf die unterschiedlichsten Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung. Im Einsatz müssen sich Polizist:innen ständig auf neue Sachlagen einstellen und schnell die richtigen Entscheidungen treffen. Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein, aber auch Empathie und Durchsetzungsvermögen sind dabei unverzichtbar. Die Polizei versteht sich als bürgernahe Institution, die mit Rat und Tat zur Seite steht, die Sicherheitsbedürfnisse der Bürger im Blick hat und deren Anliegen ernst nimmt.
Die vielfältigen und abwechslungsreichen Aufgaben, die die Polizeiarbeit täglich mit sich bringt, machen den Polizeiberuf einerseits überaus interessant. Andererseits machen sie die Arbeit als Polizist:in auch anspruchsvoll, anstrengend und bisweilen sehr belastend.
Heutzutage sind Polizistinnen längst keine Exotinnen mehr. Frauen bei der Polizei sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Gleichzeitig hat sich der Polizeiberuf in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Beruf für Frauen und Männer entwickelt. Deutlich wird das unter anderem daran, dass es für die Amtsbezeichnungen, anders als zum Beispiel bei den Dienstgraden der Bundeswehr, männliche und weibliche Formen gibt.
Ein paar Zahlen
Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung bekannt gab, hat sich die Anzahl der Polizeianwärter:innen zwischen 2010 und 2020 mehr als verdoppelt. Während ihr Anteil bei den Landespolizeien um 107,4 % stieg, erhöhte er sich bei der Bundespolizei sogar um 240,5 %.
Generell wurde das Polizeipersonal in den beiden ersten Jahrzehnten dieses Jahrtausends um 4,5 % aufgestockt. Nachdem zwischendurch Stellen abgebaut worden waren, war es notwendig geworden, wieder mehr Polizist:innen einzustellen. Ein Grund dafür war, dass sich die innere Sicherheitslage in Deutschland spürbar verändert hatte. Dabei stellten die Länderpolizeien und die Bundespolizei vor allem Beamt:innen im Vollzugsdienst ein, während die Einstellungen von Angestellten im Verwaltungsdienst zurückgingen.
Bei der Polizei in Bund und Ländern arbeiten heute außerdem deutlich mehr Frauen. Lag der Frauenanteil im Jahr 2000 noch bei 20 %, kletterte er innerhalb von zwei Jahrzehnten auf 29,3 %. Auch die teils deutlichen Unterschiede, die es zwischen den Bundesländern gegeben hatte, bestehen so nicht mehr.
Den höchsten Anteil an Polizistinnen gibt es Niedersachsen, gefolgt von Hamburg und Rheinland-Pfalz. Hier sind Frauen mit deutlich über 30 Prozent vertreten. Die Schlusslichter bilden das Saarland, Berlin und Bayern, wo der Frauenanteil zwischen 26 % und knapp 28 % liegt.
Gleiche Chancen für Frauen und Männer im Einstellungstest der Polizei
Das Geschlecht, die Schulnoten oder der bisherige berufliche Werdegang sind für die Einstellung nicht entscheidend. Es gibt zwar ein paar formale Einstellungskriterien, die erfüllt sein müssen. Dazu gehören zum Beispiel die Staatsangehörigkeit, das Alter, der Schulabschluss oder auch der BMI. Aber wenn die grundlegenden Einstellungsvoraussetzungen erfüllt sind, lädt Sie die Polizei zum Einstellungstest ein. Und hier können Sie zeigen, was in Ihnen steckt und ob Sie das Zeug zum Polizisten bzw. zur Polizistin haben.
Die Polizei stellt beide Geschlechter gleich
Genau wie die männlichen Bewerber werden auch die Bewerberinnen nach ihrer Eignung, ihrer Befähigung und ihren Leistungen bewertet. Das gilt nicht nur für das Auswahlverfahren, sondern für die gesamte berufliche Karriere.
Polizistinnen stehen alle Funktionen und alle Ämter bei der Polizei offen. Fast 98.000 der Beschäftigten bei der Polizei sind weiblich. Damit liegt der Anteil der Polizeibeamtinnen inzwischen bei fast 30 Prozent.
Um den Anteil kontinuierlich zu erhöhen, wird nicht nur an der beruflichen Gleichstellung gearbeitet. In einigen Bundesländern gibt es zusätzlich Förderpläne, die zum Ziel haben, den Frauenanteil vor allem in den Polizeibereichen zu erhöhen, in denen Frauen bisher noch in der Minderzahl sind.
Aber das heißt nicht, dass Bewerbungen von Frauen deshalb bevorzugt behandelt werden oder dass es Frauen beim Einstellungstest leichter haben. Es bedeutet lediglich, dass Frauen exakt die gleichen Chancen bei der Polizei haben wie Männer.
Gibt es beim Auswahlverfahren Unterschiede?
Die tägliche Polizeiarbeit unterscheidet nicht danach, wer gerade im Dienst ist. Polizistinnen und Polizisten können sich weder die Einsätze noch die Aufgaben aussuchen. Sie müssen sich den Herausforderungen gleichermaßen stellen, die Aufgaben bewältigen und die gleichen Leistungen erbringen.
Schließlich wird sich zum Beispiel ein Tatverdächtiger nicht alleine deswegen überwältigen und widerstandsfrei festnehmen lassen, nur weil er eine Polizistin vor sich hat. Genauso wird ein Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle nicht höflicher oder verständnisvoller reagieren, wenn sie von einer Polizeibeamtin durchgeführt wird. Auch Jugendlichen wird es völlig egal sein, ob eine Polizistin oder ein Polizist die Party auflöst, nachdem sich die Nachbarn über den Lärm beschwert haben.
Der Sporttest als Ausnahme
Unterschiedliche Anforderungen gibt es lediglich beim Sporttest. Hier definieren zwei verschiedene Tabellen, welche Mindestleistungen notwendig sind, um die jeweilige Übung zu bestehen, und wie die erbrachten Leistungen benotet werden.
Auf den ersten Blick scheinen Bewerberinnen dabei einen kleinen Vorteil zu haben. Denn Frauen müssen in der vorgegebenen Zeit kürzere Strecken oder weniger Wiederholungen schaffen als ihre männlichen Mitbewerber. Bei genauerem Hinsehen wird aber schnell klar, dass der augenscheinliche Vorteil gar keiner ist. Denn Frauen bringen andere körperliche Voraussetzungen mit als Männer. Dieser Tatsache trägt der Sporttest Rechnung.
Übrigens ist das nicht nur im Auswahlverfahren der Polizei so. In einigen Bundesländern führt die Polizei selbst keinen Sporttest mehr durch. Stattdessen müssen Sie hier das Deutsche Sportabzeichen als Nachweis für Ihre körperliche Fitness einreichen. Auch beim Sportabzeichen gibt es eigene Leistungstabellen für Frauen und Männer.