Polizist:in werden mit Hauptschulabschluss: Ist das möglich? Wenn ja, wie?

Aktualisiert am 18. Juni 2024 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 18. Juni 2024 von Ömer Bekar

Polizist werden mit Hauptschulabschluss

Auch der Hauptschulabschluss kann den Grundstein für eine Karriere als Polizist:in legen.

Straftaten aufklären, Kriminalität bekämpfen, Mitmenschen schützen, Ansprechpartner für Bürger:innen sein: Der Polizeiberuf ist faszinierend, spannend und abwechslungsreich. Gleichzeitig ist es ein sicherer Job mit guten Karrieremöglichkeiten. Doch was ist, wenn Sie nur einen Hauptschulabschluss haben? Können Sie dann trotzdem Polizist:in werden?

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Wie in jedem anderen Beruf macht auch bei der Polizei die Ausbildung den Anfang. Der erste Schritt auf dem Weg zu einem Ausbildungsplatz ist Ihre Bewerbung. Doch damit sie überhaupt berücksichtigt werden kann, müssen Sie einige formale Kriterien erfüllen. Dazu zählt unter anderem Ihr Bildungsabschluss.

Das bringt uns zu dem Thema dieses Beitrags, nämlich ob Sie mit Hauptschulabschluss Polizist:in werden können. Außerdem geben wir Ihnen hilfreiche Informationen und nützliche Tipps rund um die Bewerbung und die Ausbildung bei der Polizei mit auf den Weg!

Grundsätzliches zur Polizeiausbildung

In Deutschland gibt es nicht nur eine Polizei, sondern mehrere eigenständige Polizeibehörden mit jeweils eigenen Zuständigkeiten. Diese sind die Landespolizeien in den 16 Bundesländern, die Bundespolizei, die Polizei des Deutschen Bundestages und das Bundeskriminalamt. Insgesamt gibt es also 19 polizeiliche Behörden.

Weil die deutsche Polizei nicht einheitlich organisiert ist, weist die Polizeiausbildung sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf. Die Gemeinsamkeiten hängen zum einen damit zusammen, dass Sie als Polizist:in zugleich Beamter/-in sind. Zwar ist auch das Beamtenrecht auf Landesebene geregelt. Aber Bundesgesetze geben den Rahmen vor, sodass die Unterschiede eher im Detail liegen.

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Zum anderen sind die Aufgaben der Polizeibehörden vergleichbar. So ist die Landespolizei für den klassischen Vollzugsdienst zuständig, zu dem unter anderem die Bereitschaftspolizei und Streifendienste gehören. Die Bundespolizei hingegen kümmert sich zum Beispiel um den Schutz von Außengrenzen, Flughäfen und Bahnhöfen.

Ein Unterschied ergibt sich aus der gewählten Laufbahn. Wenn Sie in den mittleren Dienst einsteigen, absolvieren Sie eine Ausbildung. Streben Sie hingegen den gehobenen Dienst an, studieren Sie an einer polizeilichen Fachhochschule.

Die Voraussetzungen für eine Ausbildung bei der Polizei

Damit Sie den Polizeiberuf erlernen können, müssen Sie einige formale Kriterien erfüllen. Die genauen Voraussetzungen hängen zwar vom Bundesland, der Polizeibehörde und auch der Laufbahn ab. Aber es gibt ein paar Anforderungen, die überall gelten.

So müssen Sie entweder die deutsche Staatsangehörigkeit haben oder Bürger eines anderen EU-Mitgliedstaates sein. Teilweise gibt es hier aber Ausnahmen. Außerdem müssen Sie sich mit der demokratischen, rechtsstaatlichen Ordnung identifizieren können und die Volkssouveränität, die Menschenrechte und die Gewaltenteilung anerkennen. Das Grundgesetz zu vertreten, ist für Sie selbstverständlich.

Daneben bringen Sie die charakterliche Eignung für den Polizeiberuf mit. Dazu gehört, dass Sie keine Vorstrafen haben und keine Ermittlungsverfahren gegen Sie laufen. Ebenso leben Sie in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen und sind nicht überschuldet.

Spätestens während der Ausbildung haben Sie die Fahrerlaubnis der Klasse B für Fahrzeuge mit Schaltgetriebe. Sie sind körperlich fit, gesund und können Ihre Schwimmfähigkeit durch das Schwimmabzeichen in Bronze belegen.

Am Tag der Einstellung müssen Sie innerhalb der Altersgrenzen sein. In einigen Bundesländern ist zudem eine Mindestgröße vorgeschrieben. Tätowierungen und anderer Körperschmuck sind nicht sichtbar, wenn Sie Ihre Uniform tragen.

Nicht zuletzt haben Sie das Auswahlverfahren erfolgreich absolviert. Dieses besteht aus einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung. Der schriftliche Teil findet am Computer statt und überprüft unter anderem Ihre Deutschkenntnisse, Ihre Allgemeinbildung, Ihr logisches Denkvermögen und Ihre Konzentrationsfähigkeit. Die mündliche Prüfung beinhaltet ein Vorstellungsgespräch und teilweise Aufgaben aus dem Assessment-Center. Ein Sporttest und die ärztliche Untersuchung machen den Eignungstest komplett.

Ist es möglich, mit Hauptschulabschluss Polizist:in zu werden?

Auch Ihre Schulbildung spielt natürlich eine Rolle. Ohne Schulabschluss ist eine Bewerbung für den Polizeivollzugsdienst nicht möglich. Ansonsten richten sich die Zugangsvoraussetzungen nach der Laufbahn, die Sie anstreben:

  • Für den gehobenen Dienst brauchen Sie Abitur, die Fachhochschulreife oder einen gleichwertigen Abschluss, der Sie zur Aufnahme eines Studiums berechtigt.
  • Eine Ausbildung im mittleren Dienst ist möglich, wenn Sie mindestens die Mittlere Reife haben.

Doch wie sieht es mit dem Hauptschulabschluss aus? Ist es möglich, damit eine Karriere bei der Polizei zu machen? Die Antwort ist: „Ja!“ Sie können grundsätzlich auch dann Polizist:in werden, wenn Sie die Hauptschule abgeschlossen haben.

Allerdings genügt der normale, einfache Hauptschulabschluss nicht. Stattdessen brauchen Sie entweder einen erweiterten bzw. qualifizierten Hauptschulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Im Grunde haben Sie also zwei Möglichkeiten. Entweder gehen Sie ein weiteres Jahr zur Schule und holen damit die Qualifikationen nach, die Sie für den erweiterten Hauptschulabschluss brauchen. Genauso kann natürlich eine Überlegung sein, noch etwas länger zur Schule zu gehen und die Mittlere Reife nachzuholen.

Oder Sie beginnen nach Ihrem Abschluss zunächst eine Ausbildung in einem anderen Beruf. Die Berufsausbildung wird zwar mindestens zwei Jahre lang dauern. Aber Sie haben damit einen Beruf, in dem Sie arbeiten und Geld verdienen können, falls Sie es sich zwischenzeitlich anders überlegen oder es mit der Polizeiausbildung doch nicht klappt.

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Wichtig zu wissen:

Mit einem qualifizierten Hauptschulabschluss oder einem Hauptschulabschluss plus Berufsausbildung kommt nur eine Ausbildung im mittleren Dienst infrage. Ein Studium im gehobenen Dienst ist nicht möglich.

Das schränkt Ihre Möglichkeiten etwas ein. Denn nicht alle Polizeibehörden bilden im mittleren Dienst aus. In einigen Bundesländern finden die Polizeiausbildungen nur noch im gehobenen Dienst statt. Eine Ausbildung im mittleren Polizeivollzugsdienst, wobei je nach Bundesland auch von der 2. Qualifikationsebene, dem Laufbahnabschnitt I oder der Laufbahngruppe 1.2 gesprochen wird, ist hier möglich:

Polizei Baden-Württemberg Polizei Bayern Polizei Berlin Polizei Brandenburg
Polizei Hamburg Polizei Mecklenburg-Vorpommern Polizei Sachsen Polizei Sachsen-Anhalt
Polizei Schleswig-Holstein Polizei Thüringen Bundespolizei

 

Die Bewerbung bei der Polizei

Zunächst sollten Sie in Erfahrung bringen, wann Sie sich überhaupt bei der Polizei bewerben können. Auch dazu gibt es unterschiedliche Regelungen. In einigen Bundesländern gibt es nur einen Einstellungstermin pro Jahr, in anderen Bundesländern werden zweimal jährlich Bewerber:innen eingestellt. Meistens können Sie sich nicht das ganze Jahr über bewerben, sondern müssen bestimmte Fristen einhalten. Außerdem beginnen die Bewerbungsphasen oft schon über ein Jahr vor dem Ausbildungsstart.

Über das offizielle Portal der Polizei können Sie die Webseiten aller Polizeibehörden aufrufen. Alle wichtigen Angaben und auch die Bewerbungsunterlagen finden Sie dann auf der Seite der jeweiligen Polizei. Außerdem sind dort die Kontaktdaten zu den Einstellungsberatern hinterlegt. Nutzen Sie die Möglichkeit, um sich rechtzeitig zu informieren! Ein Einstellungsberater kann Ihnen aufzeigen, wie Sie am besten vorgehen sollten, wenn Sie mit Hauptschulabschluss Polizist:in werden möchten.

Die Polizeiausbildung in den verschiedenen Laufbahnen

Bei der Polizei gibt es grundsätzlich drei verschiedene Laufbahnen. Für eine Ausbildung sind aber prinzipiell nur der mittlere und der gehobene Dienst relevant. Ein direkter Einstieg in den höheren Dienst ist zwar bei einigen Polizeibehörden möglich, setzt allerdings ein abgeschlossenes Hochschulstudium voraus. Der übliche Weg ist jedoch ohnehin, dass Polizist:innen nach einer qualifizierenden Weiterbildung aus dem gehobenen in den höheren Dienst wechseln.

Welche Laufbahn für Sie die richtige Wahl ist, hängt von Ihren Qualifikationen, Ihren Interessen und Ihrer Einsatzbereitschaft ab. Während Sie im mittleren Polizeidienst mehr auf Streife unterwegs sind und im Bereitschaftsdienst arbeiten, übernehmen Sie im gehobenen Dienst Bereiche mit höherer Verantwortung.

Die Ausbildung bei der Polizei ist Ländersache und dauert in der Regel drei Jahre. Sie besuchen in dieser Zeit die Polizeischule oder die Fachhochschule und werden gleichzeitig praktisch in einer Polizeibehörde ausgebildet. Inhaltlich geht es beispielsweise um:

  • Polizeidienstkunde
  • Strafrecht
  • Kriminologie
  • Kriminalistik
  • Verkehrsrecht
  • Polizeirecht
  • Verfassungsrecht
  • Politische Bildung
  • Führungs- und Einsatzlehre

Auch Sport ist ein wichtiger Teil der Ausbildung. Schließlich müssen Sie als Polizist:in fit für den Dienst sein und nicht nach den ersten Metern aus der Puste kommen, wenn Sie einen Tatverdächtigen verfolgen müssen. Sie werden außerdem darin geschult, wie Sie mit Schusswaffen richtig umgehen, und absolvieren regelmäßig Fahrsicherheitstrainings.

Später haben Sie dann die Möglichkeit, sich auf einen bestimmten Fachbereich zu spezialisieren oder in eine Spezialeinheit zu wechseln. Bei sehr guten Leistungen steht Ihnen außerdem der Weg offen, in die nächst höhere Laufbahn aufzusteigen. Auch wenn Sie mit einem Hauptschulabschluss gestartet sind, können Sie also nach einigen Jahren im mittleren Dienst den höheren Dienst erreichen.

Tipps zum Schluss

Zum Schluss möchten wir Ihnen noch einmal vor Augen führen, dass Ihnen alle Möglichkeiten offenstehen. Sie müssen nur vorangehen und Ihr Leben in die Hand nehmen. Denken Sie nicht nur daran, was Sie vielleicht noch nicht haben. Wenn Sie einen einfachen Hauptschulabschluss haben, dann ist das gut. Denn dann haben Sie die Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, wenn Sie sich einsatzbereit zeigen.

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Eine zusätzliche Ausbildung muss auch nicht bedeuten, dass Sie Ihre Zeit verschwenden. Wenn Sie sie sorgfältig und nach Ihren Interessen auswählen, dann kann sie Ihnen viele wertvolle Erfahrungen einbringen und vielleicht sogar helfen, noch genauer zu erkennen, was Sie in Ihrem Leben erreichen wollen. Folgendes sollten Sie unbedingt tun, wenn Sie weiter darüber nachdenken, sich für den Polizeidienst zu bewerben:

  • Informieren Sie sich rechtzeitig über Ihre Chancen.
  • Tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten (z. B. über soziale Netzwerke) aus.
  • Holen Sie sich Tipps von Experten bei der Polizei.
  • Wägen Sie die Vor- und Nachteile für oder gegen eine zusätzliche Ausbildung ab. Verfahren Sie ebenso bei der Entscheidung für oder gegen ein Extra-Schuljahr.
  • Bleiben Sie positiv.
  • Handeln Sie!

Sie wissen nun, dass Sie mit Hauptschulabschluss Polizist:in werden können. Aber Sie haben auch erfahren, dass Sie dafür etwas tun müssen. Wägen Sie die Vor- und Nachteile der Optionen für sich persönlich ab. Denken Sie nicht nur an die Zeit, die Ihnen dabei verloren gehen könnte, wenn Sie eine zusätzliche Ausbildung machen. Sehen Sie stattdessen jeden Abschnitt Ihres Lebens als eine Chance auf neue Erfahrungen, Bekanntschaften und Lehren, die Ihnen in Ihrer weiteren Laufbahn helfen können. Auch dann, wenn Sie es jetzt noch nicht sehen können. Also: Starten Sie durch!

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