GSG9 Einstellungstest: das Auswahlverfahren der Spezialeinheit

Aktualisiert am 21. Februar 2024 von Ömer Bekar

Aktualisiert am 21. Februar 2024 von Ömer Bekar

Infos zum GSG9 Einstellungstest

Wer zur GSG9 möchte, muss einen umfangreichen und anspruchsvollen Einstellungstest bestehen.

Die GSG9 ist die Spezialeinheit der Bundespolizei. Als multifunktionaler Einsatzverband ist sie für die Bekämpfung von schwerster und organisierter Kriminalität sowie von Terrorismus zuständig. Ein besonderes Kennzeichen ist, dass die Spezialeinheit sehr schnell verlegt werden kann. Das gilt rund um die Uhr im Inland wie auch im Ausland.

Einstellungstest der GSG9: Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die Basis für eine Karriere bei der GSG9 bilden eine Polizeiausbildung und Berufserfahrung im Polizeivollzugsdienst.
  • Die Bewerbung erfolgt als Standardverfahren auf dem Dienstweg.
  • Der Einstellungstest für die GSG9 verteilt sich auf fünf Tage und beinhaltet Sportprüfungen, Wissenstests und psychologische Tests.
  • Nur wenn Sie alle Testteile bestehen, haben Sie den Einstellungstest bestanden und kommen für eine Ausbildung bei der GSG9 infrage.

Auf Landesebene gibt es bei der Polizei Spezialeinheiten wie das SEK, das MEK, die TEG oder die VG. Auch die Bundespolizei hat mit der GSG9 eine Spezialeinheit. Dabei gehört die GSG9 zu den besten Spezialeinheiten der Welt. Kein Wunder also, dass die Nachfrage groß ist.

Doch wer Teil der Spezialeinheit werden möchte, hat einen ziemlich langen und anspruchsvollen Weg vor sich. Er beginnt mit einer normalen Polizeiausbildung und Berufspraxis im Vollzugsdienst. Auf die Bewerbung folgt dann ein Einstellungstest, an den sich die Ausbildung für die GSG9 anschließt. Mit dem Einsatz ist das Lernen aber nicht abgeschlossen. Denn Beamte bei der GSG9 bilden sich stetig weiter und spezialisieren sich zunehmend.

Vorab etwas Hintergrundwissen zur GSG9 der Bundespolizei

Das Kürzel GSG9 steht für Grenzschutzgruppe 9. Denn ursprünglich gehörte die Spezialeinheit zum Bundesgrenzschutz. Als dieser im Jahr 2005 in die heutige Bundespolizei umgewandelt wurde, wurde der Name beibehalten. Die GSG9 war damals nämlich schon ein fester, weltweit bekannter Begriff. Daher wurde die offizielle Bezeichnung nur um den Zusatz „der Bundespolizei“ ergänzt. Die vollständige Kurzform lautet GSG9 BPOL.

Gegründet wurde die Spezialeinheit Ende September 1972. Dem war ein terroristischer Akt mit Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München vorausgegangen, bei dem die elf Geiseln zu Tode kamen. Die Polizei war auf derartige Geiselnahmen weder vorbereitet noch dafür ausgebildet gewesen.

Aus diesen Erfahrungen heraus wurde die GSG9 als Antiterror- und Geiselbefreiungseinheit ins Leben gerufen. Im April 1973 waren die beiden ersten Einsatzeinheiten der GSG9 einsatzbereit.

Bekanntheit erlangte die Spezialeinheit im Herbst 1977. Damals entführten Terroristen das Lufthansa-Flugzeug „Landshut“. In einer bis dahin einmaligen Operation stürmten die Beamten der GSG9 den Flieger und konnten alle Geiseln befreien. Seitdem gab es unzählige erfolgreiche Einsätze im In- und im Ausland. Allerdings verloren auch mehrere Kollegen im Einsatz ihr Leben.

Heute gliedert sich die GSG9 in mehrere Einheiten. Dazu gehören die Präzisionsschützen, die Taucher und Bootsführer, die Fallschirmspringer, die Einsatzeinheiten und die Unterstützungseinheiten. Diese breite Aufstellung ermöglicht der GSG9 auf verschiedensten Wegen zielgenau auf Bedrohungslagen aller Art zu reagieren.

Beheimatet ist die GSG9 in Sankt Augustin bei Bonn. In absehbarer Zukunft soll es aber einen zweiten Standort in Berlin geben. Dadurch möchte die Bundespolizei erreichen, dass die GSG9 im Einsatzfall noch schneller und flexibler an den Ort des Geschehens verlegt werden und eingreifen kann.

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Die Polizeiausbildung als Grundlage

Den Grundstein für eine spätere Karriere bei der GSG9 legen Sie durch eine Polizeiausbildung im mittleren oder gehobenen Dienst. Dabei ist es nicht zwingend notwendig, dass Sie die Ausbildung oder das Studium bei der Bundespolizei absolvieren. Genauso können Sie zunächst bei einer Polizeibehörde auf Landesebene beginnen.

Allerdings ist es von Vorteil, wenn Sie von Anfang an bei der Bundespolizei einsteigen. Denn zum einen lernen Sie so die GSG9 schon während Ihrer Polizeiausbildung bei verschiedenen Informationsveranstaltungen, Vorträgen und Lehrgängen kennen. Und zum anderen zeigt die Praxis, dass es oft nicht ganz einfach ist, von einer Landesbehörde zu einer Bundesbehörde zu wechseln.

Hinzu kommt, dass die Bundespolizei seit einigen Jahren Ausbildungsgänge in Fachlehrgruppen anbietet. Innerhalb dieser Gruppen werden Sie regelmäßig von Beamten der GSG9 betreut und auf Ihre spätere Verwendung in der Spezialeinheit vorbereitet. Die Ausbildungsgänge gibt es für den mittleren Dienst in Bamberg und für den gehobenen Dienst in Lübeck. Ausführliche Informationen zur Polizeiausbildung finden Sie auf der Karriereseite der Bundespolizei.

Die Bewerbung bei der GSG9

Haben Sie Ihre Polizeiausbildung im mittleren oder gehobenen Dienst erfolgreich abgeschlossen und etwas Berufserfahrung gesammelt, können Sie sich für die GSG9 bewerben. Die Bewerbung erfolgt grundsätzlich als behördlicher Standard-Vorgang auf dem Dienstweg.

Zu den grundlegenden Voraussetzungen für die Bewerbung gehört, dass Sie

Zwischen dem Aufruf zur Bewerbung und dem Start des Auswahlverfahrens liegt üblicherweise ein halbes Jahr. Je nachdem, wie fit Sie sind, sollten Sie spätestens jetzt auch damit beginnen, gezielt für den GSG9 Einstellungstest zu trainieren. Denn die Anforderungen sind hoch und die Zeit wird sonst zu knapp.

Der GSG9 Einstellungstest

Der Einstellungstest für die GSG9 erstreckt sich über fünf Tage und setzt sich aus verschiedenen körperlichen und psychischen Tests zusammen. Den Ablauf haben wir in der folgenden Tabelle zusammengefasst, auf einige Einzeltests gehen wird gleich noch näher ein.

TesttagEinzeltests
1Sporttest, strukturierter IQ-Test und Persönlichkeitstest, schriftlicher Englischtest
2Geschicklichkeitstest, PTV-Test, Reaktionstest, Interview, Schießtest mit der Dienstpistole, mündlicher Englischtest
3Hallenhindernisbahn, Schießtest mit der Maschinenpistole, Höhentest, Interview, Belastungslauf mit Konzentrationstest im Anschluss
4Abschlussgespräch
5Veranstaltung zur Vorbereitung auf die Ausbildung

Sporttest

Der Sporttest bündelt verschiedene Disziplinen aus dem Kraftsport und der Leichtathletik. Konkret absolvieren Sie folgende Übungen:

  • Bankdrücken; mindestens zehn Wiederholungen mit 75 Prozent des Körpergewichts
  • Klimmzüge; mindestens zehn strikte Ausführungen
  • Coopertest als 12-minütiger Dauerlauf über eine Distanz von mindestens 3.000 Metern
  • 100-Meter-Sprint in höchstens 13,4 Sekunden
  • Standweitsprung über mindestens 2,4 Meter

Im Verlauf der Ausbildung kommen dann noch Kugelstoßen und Weitsprung dazu.

Welche Leistungen Sie beim Einstellungstest und später auch in der Ausbildung mindestens schaffen müssen, können Sie auf der Webseite der GSG9 nachlesen. In der Kategorie Training finden Sie zudem Tipps für Ihr Trainingsprogramm.

Strukturierter IQ-Test und Persönlichkeitstest

Dieser Test verbindet zwei Elemente miteinander. So gibt es zum einen den strukturierten IQ-Test. Er gestaltet sich so, wie es bei Einstellungstests üblich ist. Ihnen werden also verschiedene Fragen und Aufgaben gestellt, die Sie lösen müssen. Die inhaltlichen Schwerpunkte dabei bilden folgende Bereiche:

Die einzelnen Themengebiete wechseln sich immer mit einem Persönlichkeitstest ab. Sie beantworten also einige Wissensfragen, auf die Fragen zu Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Charakter folgen. Danach geht es mit Wissensfragen weiter und danach erneut mit Fragen zur Persönlichkeit. Insgesamt dauert dieser Testteil um die vier Stunden.

Englischtests

Da die GSG9 auch im Ausland eingesetzt wird und die Bundespolizei generell eng mit internationalen Behörden vernetzt ist, prüft der Einstellungstest auch Ihre Englischkenntnisse. Dabei gliedert sich der Englischtest in zwei Teile. Der schriftliche Test ist in den IQ-Test integriert und behandelt in erster Linie die Grammatik und den Wortschatz.

Im mündlichen Test führen Sie zum einen ein Personalinterview auf Englisch. Zum anderen hören Sie einen englischsprachigen Text, zu dem Sie anschließend Fragen beantworten müssen.

Geschicklichkeitstest

Beim Geschicklichkeitstest stehen Ihre koordinativen Fähigkeiten in einer Belastungssituation auf dem Prüfstand. Gleichzeitig testet die Übung Ihre Merkfähigkeit.

Für den Test müssen Sie sich zunächst einen Parcours einprägen. Anschließend durchlaufen Sie den Parcours mit seinen verschiedenen Hindernissen auf Zeit. Am Ende wartet dann noch eine Merkfähigkeitsaufgabe auf Sie. In die Wertung fließt ein, wie lange Sie gebraucht haben und wie viele Ablauf- und Merkfehler Ihnen unterlaufen sind.

PTV-Test

Wie schon der IQ-Test prüft der PTV-Test noch einmal Ihr praktisch-technisches Verständnis. Allerdings erfolgt das dieses Mal in der Praxis. Die Aufgaben sind nicht besonders komplex. Der Test zielt in erster Linie darauf ab, dass Sie strukturiert vorgehen sollen, um eine technische Handlungsanweisung umzusetzen.

Eine Übung kann zum Beispiel darin bestehen, dass Sie ein Regal in Einzelteilen und die dazugehörige Bauanleitung erhalten. Innerhalb einer bestimmten Zeit müssen Sie das Regal dann zusammenbauen. Bewertet wird, wie Sie an die Aufgabe herangegangen sind und welches Ergebnis Sie erzielt haben.

Interviews

Das Interview ist letztlich ein klassisches Bewerbungsgespräch, das Sie mit einem Psychologen und einem Beamten der GSG9 führen. Dabei baut das Gespräch auf den Antworten auf, die Sie zu Beginn des Auswahlverfahrens beim Persönlichkeitstest gegeben haben.

Das Auswahlgespräch wird als strukturiertes Interview durchgeführt. Das bedeutet, dass allen Bewerber die gleichen Fragen in identischer Reihenfolge gestellt werden. Dadurch sind die Antworten besser vergleichbar.

Generell sollen die Interviews dabei helfen, Sie näher kennenzulernen und herauszufinden, ob Sie ins Team passen könnten. Wichtig ist deshalb, dass Sie authentisch bleiben, sich offen auf das Gespräch einlassen und sich so geben, wie Sie sind.

Schießtests

Die beiden Schießtests überprüfen den Umgang mit den Dienstwaffen. Dabei entspricht der Ablauf den allgemeinen Kontrollübungen der Bundespolizei. Die Übungen legen das Augenmerk darauf, ob Sie die Waffen korrekt handhaben. Wie gut Sie geschossen haben, also Ihr Trefferergebnis, spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Hallenhindernisbahn

Bei der Hallenhindernisbahn handelt es sich um einen Parcours in der Halle mit 14 verschiedenen Hindernissen. Für den gesamten Durchlauf haben Sie maximal dreieinhalb Minuten Zeit. Außerdem müssen Sie jedes Hindernis spätestens im dritten Versuch erfolgreich meistern. Andernfalls haben Sie den Test nicht bestanden.

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Auf ihrer Webseite stellt Ihnen die GSG9 eine Grafik zum Hindernislauf bereit. Dort finden Sie auch eine genaue Beschreibung der Hindernisse.

Höhentest

Weil es für einen Beamten bei der GSG9 sehr wichtig ist, dass er auch in großen Höhen sicher, schwindel- und stressfrei arbeiten kann, beinhaltet der Einstellungstest einen Höhentest. Dafür steht auf dem Übungsgelände ein Höhenparcours bereit. Sie müssen diesen Parcours ohne Sicherung ablaufen und dabei verschiedene Übungen in der Höhe durchführen.

Belastungslauf mit darauffolgendem Konzentrationstest

Dieser Test soll ermitteln, wie stressfähig Sie unter besonderen Bedingungen sind. Dafür wiederholen Sie nach einem Belastungslauf den Konzentrationstest, den Sie schon am ersten Testtag gemacht haben. Für den Einsatz bei der GSG9 ist es unabdingbar, dass Sie auch unter Belastung absolut konzentriert bleiben. Scheitern Sie an diesem Einzeltest, ist das gesamte Auswahlverfahren deshalb für Sie sofort beendet.

Die Ausbildung und der Einsatz bei der Spezialeinheit der Bundespolizei

Haben Sie den Einstellungstest bestanden, können Sie Ihre Ausbildung bei der GSG9 beginnen. Die Ausbildung gliedert sich in zwei Teile, nämlich die Basis- und die Spezialausbildung. Jeder Teil dauert viereinhalb Monate und verknüpft eine moderne Polizeiausbildung mit militärischen Elementen. Dadurch sind Sie optimal auf die unterschiedlichen Einsätze im In- und Ausland vorbereitet.

Dabei ist die Ausbildung eine standardisierte Grundausbildung, die alle Beamten der GSG9 durchlaufen. Die weitere Spezialisierung innerhalb der Einheiten, also zum Beispiel mit Blick auf das taktische Tauchen oder das Präzisionsschützenwesen, schließt sich erst zusätzlich an die Grundausbildung an.

Während die Basisausbildung körperlich sehr anstrengend ist, fordert die Spezialausbildung eher Ihre Psyche. Aber beide Ausbildungsteile bauen aufeinander auf. Und nur wenn Sie die komplette Ausbildung erfolgreich meistern, kommen Sie für die Verwendung bei der GSG9 infrage.

Die Ausbildung endet mit zwei Wochen, in denen Sie Abschlussprüfungen ablegen. Dazu gehören drei schriftliche Klausuren und praktische Tests in allen Ausbildungsbereichen. Als Beamter des mittleren Dienstes absolvieren Sie zusätzlich noch das Eignungsauswahlverfahren für den gehobenen Dienst, damit Sie im weiteren Verlauf Ihrer Karriere an einer Aufstiegsausbildung teilnehmen können.

Tatsächlich ist es mit der Ausbildung aber noch nicht getan, denn der Lernprozess geht weiter. Sie sind zwar bereits Teil des Teams und wirken bei Standardeinsätzen mit. Trotzdem geht es im ersten Dienstjahr bei der GSG9 um die Spezialisierung. Es dauert etwa ein Jahr, bis Sie wirklich alle Qualifikationen beherrschen.

Nach zwei weiteren Jahren im Dienst der GSG9 haben Sie die Möglichkeit, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. So können Sie zum Beispiel Techniker, Aufklärer oder Sanitäter werden.

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Durch jede neue Qualifikation wächst Ihre Verantwortung im Team und eröffnet Ihnen nicht nur die Chance, sich neuen Aufgaben zu stellen, sondern auch eine Führungsfunktion zu übernehmen. Diese stetige Lernbereitschaft ist zugleich ein Markenzeichen der Beamten bei der GSG9.

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